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Keuschheitsgelübde von US-Jugendlichen verhindern zahlreiche Teenager-Schwangerschaften

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Keuschheitsgelübde von US-Jugendlichen verhindern zahlreiche Teenager-Schwangerschaften
Über 2,5 Millionen US-amerikanische Teenager hatten sich in den 90er Jahren öffentlich selbst verpflichtet, mit sexuellen Aktivitäten bis zur Ehe zu warten. Einer neuen Studie von Soziologen der University of Carolina zufolge, die sich auf eine große Jugendlichen-Befragung stützt, kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass dieses Keuschheitsgelübde äusserst effektiv war: Der Beginn der sexuellen Aktivitäten zögerte sich um mindestens 18 Monate hinaus, wodurch zahlreiche Teenager-Schwangerschaften verhindert wurden. Allerdings hielten nur Jugendliche in spezifischen Situationen und in bestimmten Altersgruppen das Keuschheitsgelübde streng ein.

In der nationalen Langzeitstudie zur Jugendgesundheit (National Longitudinal Study of Adolescent Health) wurden 90.000 Sieben- bis Zwölftklässler an 145 zufällig ausgewählten US-Schulen befragt. In einem zweiten Durchgang wurden dann mit 20.000 Schülern und deren Eltern detailliertere Interviews durchgeführt. Auch Fragen zur bewussten sexuellen Abstinenz bauten die Forscher in die Befragungen ein, da es in der ersten Hälfte der 90er Jahre in den USA gewissermaßen „Kult“ war, ein öffentliches Keuschheitsgelübde bis zur Ehe abzugeben. Etwa 10 Prozent der Jungen und 16 Prozent der Mädchen hatten solch einen Schwur abgelegt.

„Unsere Ergebnisse überraschten uns, weil wir gar keine Folgen dieser Selbstverpflichtungen erwartet hatten, aber genau das Gegenteil trat ein“, erklärte Peter S . Bearman, Hauptautor der Studie. „Welche Wirkung die Selbstverpflichtung zeigt, hängt vom Alter der jungen Leute ab. Bei den über 18-Jährigen macht es keinen Unterschied, ob sie nun das Versprechen abgeben oder nicht. Bei den 16- bis 17-Jährigen wurde der Beginn der sexuellen Aktivitäten deutlich hinausgezögert. Bei den Jüngsten hing die Einhaltung des Versprechens stark vom sozialen Umfeld der jeweiligen Schule ab.“ Die Wissenschaftler unterschieden hier zwischen „offenen“ und „geschlossenen“ Schulen. In ersteren hatten die Schüler auch einen großen Freundes- und Bekanntenkreis außerhalb der Schule, in letzteren spielten sich alle wichtigen Situationen innerhalb der Schule ab. Paradoxerweise hatten die Selbstverpflichtungen in geschlossenen Schulen weniger Kraft, sofern dort viele Jugendliche den Abstinenz-Schwur leisteten. „Sobald der Schwur weite Verbreitung findet, hört er auf, eine Wirkung zu zeitigen. Der Schwur ist nur von Bedeutung, wenn er von einer Minderheit geleistet wird, das ist eine durchaus übliche Situation bei Identitätsfindungsprozessen“, erklärt Bearman.

Ein gern eingeworfenes Argument gegen die Ergebnisse von Bearman und seinen Kollegen ist, dass die Keuscheitsgelübde von jenen Schülern abgelegt wurden, die ohnehin wenig Interesse an Sex hätten, weil sie von der körperlichen und geistigen Entwicklung noch gar nicht so weit wären. Dies und andere Gründe wie etwa religiöse Vorstellungen spielten zwar eine Rolle, räumt Bearman ein, doch könnten sie die unerwartete Wirkung des Abstinenzschwurs in diesem Ausmaß nicht erklären. (EurekAlert und American Journal of Sociology, Jan. 01)

Doris Marszk

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