Quantencomputer, an deren Entwicklung intensiv gearbeitet wird, könnten beispielsweise völlig neue Forschungsfelder eröffnen, meint Zeilinger. Ähnlich sei etwa die Entschlüsselung des Erbguts für die Pioniere herkömmlicher Computer eine unbekannte, nicht vorhersehbare Aufgabe gewesen. „Ich bin zwar nicht sicher, ob die Quantencomputer, über die wir heute reden, jemals existieren werden. Ich bin mir aber sicher, dass es eine Quantentechnologie der Informationsverarbeitung geben wird“, sagte der Forscher. Ein Quant ist die kleinste, nicht teilbare Größe der Physik.
Es fehlt nach Zeilingers Ansicht ein neues, umfassendes Weltbild. „Wir haben bisher erst gelernt, wie wir die Welt nicht mehr sehen können. Wir haben aber noch kein neues Weltbild entwickelt. Das ist, was jetzt bevor steht. Und das ist eine große Herausforderung.“
Auch das „Beamen“ scheint keine reine Science-Fiction mehr zu sein. Zeilingers Team war es vor drei Jahren als erstem gelungen, ein einzelnes Lichtteilchen zu teleportieren. „Daran wird jetzt für Atome gearbeitet, und wahrscheinlich geht es auch mit Molekülen. Welche Größen einmal erreicht werden können, scheint mir eine Frage der technologischen Entwicklung, keine prinzipielle Frage.“
Ob es allerdings jemals realistisch sein werde, größere Gegenstände zu teleportieren, lasse sich heute nicht beantworten. „Allein die Informationen über die Quantenzustände beispielsweise eines Menschen, die zum ‚Beamen‘ übertragen werden müssten, würden einen CD-Stapel von 1 000 Lichtjahren Länge füllen“, erläuterte der Quantenphysiker.
Zur Feier des 100. Geburtstags der Quantenphysik ist an diesem Donnerstag ein Festakt im Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt geplant, zu dem sich unter anderen Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und der Physiknobelpreisträger Prof. Klaus v. Klitzing angesagt haben. Der Physiker Max Planck hatte am 14. Dezember 1900 in Berlin die erste Formel der Quantenphysik vorgestellt.