Tiere und Menschen brauchen vier Empfindungen für die richtige Steuerung ihrer Arme und Beine: Sehsinn, Tastsinn, Wahrnehmung der Eigenmotorik und eine Erinnerung an die letzten vorangegangenen Bewegungen. Besonders der Sehsinn und die Eigenwahrnehmung des Körpers müssen im Gehirn koordiniert werden.
Michael Graziano, Psychologe an der University of Princeton, und seine Kollegen haben ein Experiment mit Affen durchgeführt, um der koordinierenden Gehirnregion auf die Spur zu kommen. Sie nahmen die Arme der Affen und versteckten sie unter einer flachen Ablage. Obenauf legten sie naturgetreu nachgemachte Affenarme so, dass die Affen sie sehen konnten. Dann beobachteten sie das Feuern der Neuronen in den Affenhirnen.
Neuronen im so genannten parietalen Cortex in Areal 5 feuerten entsprechend zu den Bewegungen der echten Arme. 29 Prozent der Neuronen feuerten aber auch, wenn die falschen Arme ins Blickfeld kamen. Da die Forscher wissen wollten, wieweit die falschen Arme, die die Affen sehen konnten, vom Gehirn wahrgenommen wurden, legten sie diese Arme in einem weiteren Versuch an eine Körperseite, die die Affen mit ihrem Sehsinn nicht erfassen konnten. Jetzt reagierten die Neuronen überhaupt nicht darauf. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die 29 Prozent der Neuronen, die auch auf die künstlichen Arme reagierten, offenbar sowohl für den Sehsinns (Gesichtssinn) als auch für die Wahrnehmung der Eigenmotorik sensibel sind und diese beiden Sinne koordinieren.
Wenn die Gehirnregion des parietalen Cortex etwa auf Grund einer Verletzung Schaden genommen hat, kann es auch vorkommen, dass Gliedmaßen nicht als die eigenen empfunden werden. Dann kann es passieren, dass man morgens aufwacht und sich fragt, wer einem denn das fremde Bein ins Bett gelegt hat. (Science (30.11.00))