Patientinnen mit Magersucht leiden in der Regel unter Menstruationsproblemen, da ihr Hormonhaushalt gestört ist: Der Östrogenspiegel ist oft abgesenkt. Zwar war bisher schon bekannt, dass Knochenschwund und folgende Knochenbrüche zu den „Nebenwirkungen“ der Magersucht zählen. Jedoch war nicht bekannt, ob der Knochenschwund auf den Östrogenmangel oder auf die Unterernährung insgesamt zurückzuführen ist.
Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie 130 Frauen im Alter von etwa Mitte 20 Jahren, die an Magersucht litten. Die meisten von ihnen hatten keinen normalen Menstruationszyklus mehr. Das Ergebnis der Messungen zur Knochendichte: 92 Prozent der Frauen litten unter Knochenschwund. Wenn die Ärzte zusätzlich Östrogen verabreichten, veränderte dies nicht die Knochendichte. Auch die Gabe von Calcium oder Vitamin D zeigte keinen Effekt. Was bei Frauen in Wechseljahren Abhilfe schafft, zeigte also bei Magersüchtigen keine Wirkung.
Anne Klibanski, Mitglied des Forscherteams, erklärt die ernsten Folgen dieser Untersuchungsergebnisse: „Einige dieser jungen Frauen leiden trotz Östrogentherapie unter Knochenschwund, der ansonsten bei wesentlich älteren Frauen vorkommt. Betrachtet man die Schwere und weite Verbreitung von Knochenschwund, so kann man nicht genug betonen, dass man alle Frauen mit Magersucht auf Osteoporose untersuchen muss. Andere Studien haben gezeigt, dass ein gewisser Grad an Knochenschwund bei Magersucht bleibend ist. Daher ist es schwierig, neue Therapien zu entwickeln, um Knochenschwund bei diesen Frauen vorzubeugen oder ihn zu behandeln.“