Stärker als in anderen Gebieten sind die Korallenriffe hier von Krankheiten, Seegras-Invasionen, Umweltverschmutzung und Korallenbleiche betroffen. Zudem führt der Saharastaub einen Pilz (Aspergillus sydowii) mit sich, der sich auf Korallen, aber auch Minerale wie Eisen und Silikate, niedersetzt und das Algenwachstum in den normalerweise nährstoffarmen Wässern der Karibik fördert. Dies führt dazu, dass die Algen in großem Maßstab dieselben Lebensräume wie die Korallen kolonialisieren und diese regelrecht ersticken.
Die Schwankungen im Eintrag der transkontinentalen Staubfracht spiegelt extreme Trockenzeiten auf dem afrikanischen Kontinent wider. Dies konnten der führende Autor des Artikels, Eugene A. Shinn vom US Geological Survey in St. Petersburg (Florida), und seine Kollegen zeigen. Im nördlichen Afrika waren zur Mitte der 60er Jahre, verstärkt in den 70er und 80er und erneut seit den 90er Jahren eine zunehmende Aridisierung (Austrocknung) und Wüstenbildung zu beobachten. Besonders während der 70er Jahre, während der 80er und in den frühen 90er Jahren wurden auch die deutlichen Rückgänge der Korallenriffe beobachtet. Als Ursache für die Zunahme des transatlantischen Staubtransportes sehen die Forscher die globale Erwärmung des Erdklimas. Auch das Auftreten von Riffkrankheiten stimme mit den Staub- und Trockenheitsschwankungen in Afrika überein.
Obgleich auch Umweltschützer in der eingetragenen Staubfracht einen wesentlichen Grund für die traurige Riffbilanz sehen, kann dies nach deren Meinung nicht allein verantwortlich sein. So war beispielsweise die letzte große Korallenbleiche im indopazifischen Raum (wo kein Saharastaub hin gelangt) wesentlich verheerender als in der Karibik.
Shinn und seine Koautoren, die ihre Hypothesen nun durch weitere Untersuchungen untermauern wollen, vertreten die Ansicht, dass nur eine Absenkung der durch Abgasemissionen erhöhten Atmosphärentemperatur Abhilfe schaffen kann. (Geophysical Research Letters (vol. 27, p. 3029-3032))