Der Paläontologe Ryosuke Motani vom Royal Ontario Museum in Toronto hat eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe die Geschwindigkeit der unter der Sammelbezeichnung Ichthyosaurier ( Fischsaurier) bezeichneten marinen Reptilien bestimmt werden kann. Ursprünglich wollte Motani nur herausfinden, wie tief Ichthyosaurier abtauchen konnten (die großen Augen der Tiere, ihr Knochenbau und auch einige fossile Mageninhalte deuten darauf hin, dass zumindest einige von ihnen recht tief tauchen konnten). Dazu war es jedoch nötig, die Geschwindigkeit der Tiere zu kennen. Da die heutigen Thunfische in ihrer Körperform den Ichthyosauriern recht ähnlich sind, nahm Motani an, dass deren erreichbare Geschwindigkeit (etwa 1 Meter pro Sekunde) ebenfalls ähnlich gewesen sein muss. Der Wissenschaftler entwickelte ein mathematisches Modell, mit dem er anhand charakteristischer Daten (wie zum Beispiel Körperlänge, Form und Größe der Schwanzflosse) die Schwimmgeschwindigkeit einer Reihe heutiger mariner Tiere recht genau bestimmen konnte. Da das Rechenmodell auf lebende Tiere anwendbar ist, übertrug Motani es auch auf die Parameter des Stenopterygius, eines Ichthyosauriers aus der frühen Jura-Zeit.
Wie der Forscher jetzt auf der Jahrestagung der Society of Vertebrate Paleontology berichtete, ergaben die Berechnungen, dass das etwa 2 Meter lange Tier am effizientesten bei Geschwindigkeiten zwischen 1,3 und 1,8 Metern pro Sekunde, also schneller als ein Thunfisch schwamm. Schließlich verglich Motani seine Daten mit den Ergebnissen eines anderen Modellansatzes, den Judy Massare von der State University of New York (Brockport) bereits im Jahre 1988 benutzte, um die Schwimmgeschwindigkeit mariner Tiere aus deren Größe, Körperform und Stoffwechselrate abzuleiten. Motani nahm drei verschiedene Stoffwechselraten an: die relativ hohe der heutigen Säugetiere, die wesentlich geringere der terrestrischen Reptilien und eine mittlere von Schildkröten und Thunfischen. Am nahesten kommt der Ichthyosaurier der Schildkröten- und Thunfisch-Gruppe, wobei sie jedoch in der Lage waren ihren Metabolismus wenigstens zeitweise zu beschleunigen. Dies, so Motani, ermöglichte es ihnen, auch recht hohe Geschwindigkeiten zu entwickeln.
Ichthyosaurier – die perfekten Schwimmer unter den Reptilien – verschwanden bereits 25 Millionen Jahre vor der Kreide-Tertiär-Grenze (an welcher die meisten Dinosaurier ausstarben) aus den Ozeanen. Noch können die Paläontologen nicht genau erklären warum. Möglicherweise wurden die sich rasch entwickelnden Haie zu einer übermächtigen Konkurrenz. (academic press)