Blinde sollen sich auf diese Weise einmal frei durch eine Stadt bewegen können oder Gemälden lauschen und Skulpturen erhören. Die Idee ist alt und einfach. Man kann sich das Prinzip wie das einer Lochkarte vorstellen, auf der Informationen gespeichert sind. Ganz ähnlich funktioniert das Computerprogramm von Krishna Persaud. Es liest die Pixel eines Motivs von links nach rechts, genau wie ein Musiker seine Noten. Eine diagonale Linie von links unten nach rechts oben ist als stetig ansteigender Ton zu hören. Eine horizontale Linie hingegen entspricht einem langgezogenen Ton, während eine senkrechte Linie wie eine kurz angeschlagene Saite klingt. Der Computer übersetzt Strukturen, Formen und Farben in Töne, die ein Blinder nach und nach mit seinem Gehör ertastet. Von Geburt an Blinden hilft dieses System indes nicht, denn ihnen fehlt die dreidimensionale Vorstellungskraft.
Natürlich ist dazu einige Übung notwendig, und zwar nicht nur aufgrund der Tatsache, dass dem Menschen für die Verarbeitung akustischer Eindrücke nur rund 30.000 Sinneszellen zur Verfügung stehen – während es für die visuelle Wahrnehmung immerhin etwa drei Millionen Neuronen sind. Auch die Unterscheidung einzelner Formen in einem komplexen System ist schwierig. Allerdings verhalten sich Blinde mit der Zeit ganz intuitiv und können sich, ganz ähnlich wie Sehende auch, auf bestimmte Muster konzentrieren. Auf diese Weise können sie nach und nach ganze Objekte und Landschaften erkennen. Und dann wird sich jener David wohl genauso gut anhören, wie er ausschaut.