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Für episodisches Erinnern braucht man das Ammonshorn

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Für episodisches Erinnern braucht man das Ammonshorn
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Schulwissen lässt die Hirnstruktur kalt

Sich erinnern ist nicht gleich „sich erinnern“. Ruft man im Gehirn nacktes Schulwissen wie Englischvokabeln ab, sind andere Hirnregionen aktiv, als wenn man sich an Fakten erinnert, die in Bezug zu bestimmten Situationen stehen. Das belegt eine Studie in der Novemberausgabe von Nature Neuroscience.

Laura Eldrige und ihre Kollegen vom Department of Physiology in Los Angeles konnten zeigen, dass das Aktivitätslevel im sogenannten Hippocampus, auch „Ammonshorn“ genannt,HYPERLINK steigt, wenn man sich an episodisches Wissen erinnert, wie etwa an die letzte Fahrt mit dem Fahrrad. Bei Schulwissen ist diese Gehirnregion hingegen nicht aktiver als sonst.

Für die Untersuchungen hatten sich die Probanden, ohne jede Vorgabe zum Lernverhalten, verschiedene Wörter einzuprägen. Den Testpersonen wurden dann auf einem Monitor die erlernten Wörter, gemischt mit unbekannten, in zufälliger Reihenfolge gezeigt. Zu jedem Wort sollten die Probanden angeben, ob es ein „altes“ oder ein „neues“ Wort war. Handelte es sich um ein altes Wort, wurden die Versuchspersonen gefragt, ob sie dieses Wort einfach kannten oder ob sie das Wort gelernt hatten. Das einfache Erkennen eines Wortes ohne eine spezielle Erinnerung entspricht dem nicht episodischen „Schulwissen“. Erinnerten sich jedoch die Probanden daran, dass sie genau dieses Wort zuvor gelernt hatten, handelt es sich um episodisches Erinnern.

Während der Versuche beobachteten die Wissenschaftler das Gehirn der Probanden mittels des functional magnetic resonance imaging (fMRI) und des magnetic resonance imaging (MRI). Das Ergebnis: Bei Wörtern, die schlicht als „gewusst“ klassifiziert wurden, zeigte der Hippocampus dieselbe Aktivität wie beim Betrachten unbekannter Wörter. Bei Wörtern, die mit dem vorherigen Einprägen in Verbindung gebracht wurden, stieg hingegen die Aktivität im Hippocampus.

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Frühere Untersuchungen an Kindern, bei denen der Hippocampus auf beiden Seiten des Gehirns krankheitsbedingt zerstört war, zeigten, dass diese Kinder zwar Fakten lernen und sich auch daran erinnern konnten. Sie waren aber nicht in der Lage, Änderungen in ihrer Umwelt wiederzuerkennen. Eldrige sieht auch in dieser Studie einen Beweis für ihre Theorie, dass in gesunden Erwachsenen der Hippocampus am aktivsten ist, wenn kontext-reiche Informationen „abgerufen“ werden. Der Hippocampus scheint also auf die Verarbeitung episodischer Erinnerungen spezialisiert.

Dennoch sind auch andere Strukturen der seitlichen Hirnlappen in das Erinnern episodischer wie semantischer (beispielsweise Schulwissen) Informationen involviert. Das wissen Forscher seit über vierzig Jahren, seit dem Fall H.M. Dem Patienten wurden zur Behandlung einer schweren Epilepsie beidseitig die Bereiche unter den seitlichen Hirnlappen entfernt. Seit dieser Operation verfügte H.M. zwar weiter über seine alten Erinnerungen – er konnte sich an Ereignisse und Daten vor seiner Operation erinnern – und auch sein Kurzzeitgedächtnis funktionierte einwandfrei. Er hatte jedoch die Fähigkeit, neue Langzeitgedächtnisinhalte zu bilden, verloren. Er vergaß alles, was in seiner unmittelbaren Vergangenheit geschehen war und vermochte sich Neues höchstens eine Minute lang zu merken.

Nicole Waschke
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