Ein Holzschiff in so gutem Zustand zu finden, ist etwas Besonderes. Denn im Wasser gibt es bis zu einer Tiefe von 200 Metern holz-fressende Organismen, die jedes unbedeckte Holz zerstören: von den gesunkenen Schiffen bleiben deshalb oft nur Teile der Ladung erhalten, die nicht aus Holz waren. Das jetzt entdeckte Schiff lag jedoch in einer Tiefe von 305 Metern. In dieser Tiefe existieren – zum Glück für die Archäologen – aufgrund des Sauerstoffmangels die zerstörerischen Organismen nicht mehr.
Das Schiff datiert in die Zeit um 410 bis 520 nach Christus, als Konstantin das Zentrum des römischen Reiches nach Konstantinopel verlagert hatte. Von dem 15 Meter langen Schiff ragt ein elf Meter langer Mast empor. Scharfe Einkerbungen im Holz lassen darauf schließen, dass Seile daran befestigt waren. „Alles in allem sieht das Schiff so aus, als wäre es soeben vom Stapel gelaufen“, meint Cheryl Ward, Unterwasser-Archäologin vom Institute of Nautical Archaeology an der Florida States University.
Der Schiffsfund wirft eine Menge Fragen über die Schiffskonstruktionen und auch die Seefahrt dieser Zeit auf, nicht zuletzt deshalb, weil kein einziges Stück Metall an Bord verbaut wurde. Der ungewöhnlich gute Erhaltungszustand des Schiffes lässt hoffen, dass die für gewöhnlich verlorene organische Fracht, wie Textilien und Essen, hier noch erhalten sind. Ein neues Kapitel der alten Schifffahrt hat begonnen, denn „kein Archäologe konnte jemals etwas Vergleichbares studieren“, begeistert sich Ward.
Bei den anderen drei Wracks, die in 100 Metern Tiefe gefunden wurden, handelt es sich wohl um Handelsschiffe aus der römisch-byzanthinischen Zeit. An den Fundorten wurden zahlreiche Amphoren aus Terracotta gefunden, wie damals dem Transport von Wein, Olivenöl und Honig dienten. Ihre sehr charakteristische Form lässt darauf schließen, dass sie aus einer antiken Töpferei der Stadt Sinop an der südlichen Schwarzmeer-Küste stammen.
Bei aller Freude über das gut erhaltene Schiff ist Ballard dennoch sehr besorgt über die archäologischen Fundstellen unter Wasser. Er fordert für sie den gleichen Schutz wie für die Ausgrabungen an Land, denn: „Die Schatzjäger werden uns schon auf den Fersen sein.“
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