Die beiden Wissenschaftler werteten eine Erhebung über wahlkampfunterstützende Aktivitäten von 1700 Amerikanern im Zeitraum von September bis Dezember 1996 aus. Diese American National Election Study war 1996 von der University of Michigan erstellt worden. Wenn es darum geht, sich in einer Wahlkampagne zu engagieren, dann finden die Gebildeten die notwendigen Informationen – Ziele, Treffpunkte, Demo-Organisation, Arbeit für den Kandidaten – leichter in der Zeitung als im Fernsehen. Menschen mit geringerem Bildungsstand hingegen wissen oft nicht, wo in der Zeitung sie solche Informationen nachschlagen können. (Als „gebildet“ wurden in der Studie Menschen eingestuft, die mindestens den untersten Universitätsabschluss haben, als „gering gebildet“ wurden Menschen angesehen, die nur ihre Pflichtschulzeit absolviert haben, alle übrigen galten als „mäßig gebildet“). „Menschen mit höherer Bildung tendieren nicht nur überhaupt dazu, Zeitung zu lesen, sondern sie können die Informationen auch sorgfältiger verarbeiten.“, sagt Scheufele. „Die Gebildeten wissen, wo sie die Informationen finden können, und sie haben Übung darin, eine Zeitung effektiv zu lesen.“
Fernsehen ist als Informationsquelle für Besserqualifizierte zu vernachlässigen. „Der Einfluss des Fernsehens ist geringer als der der Zeitungen, weil es dort nicht soviele mobilisierende Inhalte oder Informationen gibt“, erläutert Scheufele. „Fernsehnachrichten können keine Tiefen-Informationen liefern.“ Fernsehen kann allerdings, so die Forscher, die Kluft zwischen den gut informierten gebildeten Bürgern und den kaum informierten Bürgern mit niedriger Schulbildung verringern: „Die Gebildeten erfahren nicht viel aus dem Fernsehen, aber die Geringgebildeten lernen immerhin etwas. Für die Gebildeten wiederholt das Fernsehen nur, was diese Leute ohnehin wissen. Da aber das Fernsehen die Nachrichten in einer einfachen Reihenfolge bringt, ist es für Menschen mit niedriger Bildung einfacher, diese Informationen aufzunehmen, und so kann sich die Kluft verringern“, sagt Scheufele.
Doris Marszk und Newswise (Political Communication, July-September 2000)