So hat jüngst Dynergy, einer der führenden Energieproduzenten der USA, 63 Millionen Bäume in Belize gepflanzt. Thomas Qubek von der Schweizer Janus Stiftung hat als Naturschützer jahrzehntelang für den Erhalt der tropischen Regenwälder gekämpft. Qubek, der heute das Projekt in Belize leitet, erklärt: „Wir arbeiten gleichzeitig für den Erhalt der Artenvielfalt und für den Klimaschutz“.
Das große Problem dieser Entwicklung besteht im gegenwärtigen Kyoto-Protokoll, das 1997 auf der Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen in Japan beschlossen wurde. Danach wird der Erhalt vorhandener Urwälder nicht angerechnet. Damit besteht die Gefahr, dass Primärwälder abgeholzt und durch schnellwachsende Holzplantagen ersetzt werden, warnt Prof. Schulze. Der Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena fand mit seinem Team heraus, dass wiederaufgeforstete Wälder weit weniger Kohlenstoff als Urwälder speichern. Ein Ersatz der Regenwälder durch Holzplantagen ergibt insgesamt also eine negative Kohlenstoffbilanz, das heißt langfristig eine höhere Freisetzung von CO2 in die Atmosphäre.
Dieser Meinung ist auch Prof. Rennenberg von der Universität Freiburg. Er arbeitet in Belize daran, mit Hilfe ausgesuchter Baumarten funktionierende Waldökosysteme zu schaffen. Rennenberg räumt ein, dass es nicht möglich sein wird, die natürlichen Regenwälder mit ihren über 500 verschiedenen Baumarten zu ersetzen. Aber seine Ersatzwälder sollen mehr Kohlendioxid fixieren können als Holzplantagen, die nur aus einer Baumart bestehen.
Ende Oktober wird in Den Haag in den Niederlanden die Folgekonferenz des Kyoto-Gipfels stattfinden. Wenn Politiker und Organisationen über Maßnahmen zum Schutz der Erdatmosphäre verhandeln, wird es auch wieder darum gehen, wie die Aufforstung neuer Wälder und Holzplantagen als Kohlenstoffsenke bei der Bilanzierung der nationalen CO2-Emissionen angerechnet werden können. Derzeit drängen vor allem die USA darauf, den Mitgliedsländern für den Bestand von Wäldern die fragwürdigen Umweltkredite einzuräumen.
Ingo Ensminger, National Geographic und Max-Planck-Gesellschaft