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Wirk-Geheimnis des Granatapfels aufgedeckt

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Wirk-Geheimnis des Granatapfels aufgedeckt
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Johan Auwerx mit dem fruchtigen Forschungsobjekt. Credit © EPFL / Alain Herzog
Angeblich hält er jung und gesund – doch hat der Granatapfel tatsächlich Anti-Aging-Potenzial? Offenbar ja, geht aus einer Studie hervor: In der Frucht stecken demnach Substanzen, die Darmbakterien in einen spektakulären Wirkstoff verwandeln. In Tierversuchen bewahrte dieses sogenannte Urolithin A Muskelzellen vor Alterungsprozessen und erhöhte die Lebenserwartung. Jetzt soll es seine Wirksamkeit auch am Menschen unter Beweis stellen.

In Beerenfrüchten und Nüssen, vor allem aber in Granatäpfeln steckt eine Substanz namens Ellagsäure. Es war bereits bekannt, dass sie durch bestimmte Darmbakterien im Rahmen der Verdauung in Urolithin A umgewandelt wird. Dieser Stoff galt wiederum als einer der möglichen Drahtzieher hinter der gesundheitsförderlichen Wirkung dieser Nahrungsmittel. Aus diesem Grund gingen die Forscher um Johan Auwerx von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne nun konkret der Frage nach, ob das Urolithin A möglicherweise Alterungsprozesse beeinflussen kann.

Zunächst testeten sie die Wirkug von Urolithin A an einem vergleichsweise simplen  Versuchstier der Alterungssforschung: dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Der große Vorteil dieser Wesen ist: Bereits nach acht bis zehn Tagen beginnen sie zu altern. Wie Auwerx und seine Kollegen berichten, konnten sie diesen Prozess durch die Gabe von Urolithin A tatsächlich verzögern: Im Vergleich zu Kontrolltieren verlängerte sich die Lebenserwartung der behandelten Würmer um 45 Prozent.

Beschleunigtes Zell-Recycling 

Den Untersuchungen zufolge ist die Ursache für diesen Effekt eine Wirkung des Urolithin A auf das Recycling der Kraftwerksanlagen in den Körperzellen – den Mitochondrien. Wenn wir altern, sammeln sich schadhafte Mitochondrien mehr und mehr an und beeinträchtigen Funktionen. Dies wirkt sich auf die Gesundheit von vielen Geweben aus, einschließlich der Muskeln, die dadurch allmählich schwächer werden. Der Anreicherung von schadhaften Mitochondrien wird auch eine Rolle bei anderen Erkrankungen des Alterns nachgesagt, wie beispielsweise bei der Parkinson-Krankheit.

Vielversprechende Effekte

Nach dem Erfolg bei den Fadenwürmern gingen die Wissenschaftler zu Tests an Nagetieren über: Auch bei ihnen erreichten sie durch die Gabe von Urolithin A eine Reduktion der schadhaften Mitochondrien. Experimente belegten zudem den günstigen Effekt der Substanz auf die Leistung: Ältere Mäuse – etwa zwei Jahre alt – zeigten eine um 42 Prozent bessere Ausdauer beim Laufen als ebenso alte Mäuse aus unbehandelten Kontrollgruppen.

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Was Würmchen und Mäusen gut tut, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch seine Wirkung beim Menschen entfalten, sagen die Forscher. Allerdings betonen sie, dass es nicht unbedingt Sinn macht, sich nun mit Granatäpfeln vollzustopfen. Denn in den Früchten steckt ja nur die Ellagsäure. Die speziellen Darmbakterien, die sie in Urolithin A verwandeln, besitzt aber nicht jeder Mensch in gleichem Maße, sagen die Forscher. Wem die richtigen Mikroben fehlen, dem könnte aber auch künstlich hergestelltes Urolithin A helfen. Momentan laufen bereits erste klinische Studien, die das Potenzial des Moleküls bei der Behandlung von Menschen ausloten.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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