Diese Hummel sammelt Nektar im Dienst der Wissenschaft. Forscher haben dem pelzigen Insekt und drei seiner Artgenossen einen superleichten Sender auf den Rücken geklebt. Der lieferte kontinuierlich Daten über Flugwege, Futter- und Schlafplätze. Für ihre Studie verwendeten die Wissenschaftler eine neue Radar-Tracking-Technologie, die ursprünglich zur Auffindung von Lawinenopfern entwickelt wurde. Die Forschergruppe der Mary Queen University of London und dem englischen Agrarforschungsinstitut Rothamsted Research hat damit erstmals die „Lebenszeitstudie“ eines Tiers angelegt.
Die Flugwege der vier Hummeln wurden von ihrer Geburt bis zu ihrem Ableben dokumentiert. Dabei kam heraus, dass Hummeln Individualisten sind. Denn die Wege zu den Nektarquellen unterscheiden sich bei den sechsbeinigen Probanden deutlich voneinander: „Eine Biene verbrachte ihr Leben wie ein Vagabund“, erklärt Studienautor James Makinson. „Sie hat sich nie in einem einzigen Blumenfeld niedergelassen. Dagegen war eine andere unserer Hummeln sehr gewissenhaft. Sie hat sich rasch nach nur drei Erkundungsflügen in ihrem Umfeld auf nur eine Sammelstelle konzentriert – ganze sechs Tage in Folge.“ Danach änderte die Hummel ihre Strategie. Makinson: „Nach sechs Tagen hat sie ihre Aufmerksamkeit auf eine nähere Sammelquelle gerichtet. Sie war dazu in der Lage, ohne ihr Umfeld nochmals erkunden zu müssen. Wahrscheinlich weil sie den Ort noch aus ihren ersten Flügen kannte.“
Die Forscher erfassten insgesamt 244 Flüge der vier Hummeln, die allesamt rund 15.000 Minuten unterwegs waren und eine Strecke von 180 Kilometern zurückgelegt hatten. Die einzelnen Hummeln konnten die Wissenschaftler jeweils zwischen 6 und 15 Tagen beobachten. Die Daten sollen helfen, Landschaften so zu planen, dass das Wohl der Pflanzen und Insekten sowie der landwirtschaftliche Ertrag in Einklang stehen.
Foto: Joseph Woodgate