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Die Giraffe gibt es vier Mal!

Erde|Umwelt

Die Giraffe gibt es vier Mal!
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Eine Giraffe aus der Savanne Kenias. (Foto: Julian Fennessy)
Bis zu sechs Meter hoch, langer Hals und ein Fell mit Netz-Zeichnung: Die Giraffe gehört zu den auffälligsten Vertretern der afrikanischen Tierwelt. Doch wie nun eine Erbgutanalyse enthüllt, gibt es gar nicht nur eine Giraffenart, sondern gleich vier. Bisher ging man hingegen von neun Unterarten aus. Die vier nun identifizierten Arten unterscheiden sich allerdings genetisch etwa so stark wie Braunbär und Eisbär. Die neuen Erkenntnisse sollen jetzt dazu beitragen, die Schutzmaßnahmen für die symbolträchtigen Langhälse in Afrika zu verbessern.

Es erscheint erstaunlich: Obwohl es sich bei den Giraffen um solch spektakuläre und berühmte Tiere handelt, sind sie bisher nur unvollständig erforscht und über ihre biologischen Merkmale ist nur wenig bekannt. Es gibt die charismatischen Wesen in unterschiedlichen Verbreitungsgebieten, die von südlich der Sahara bis in die Grassteppen Ost- und Südafrikas reichen. Bisher wurden sie je nach ihrer Heimat, ihrer Fellzeichnung und weiteren Körpermerkmalen neun Unterarten zugeordnet. Als solche werden in der Biologie Gruppen einer Art bezeichnet, die sich in bestimmten Merkmalen leicht von einander unterscheiden. Den Ergebnissen der Forscher um Axel Janke von der Frankfurter Goethe-Universität zufolge trifft diese Definition im Fall der der Giraffen aber nicht zu.

Erbgutanalysen offenbaren vier Arten und ihre Unterarten

“Wir haben die genetischen Verwandtschaftsverhältnisse aller Unterarten aus ganz Afrika untersucht. Es gibt demnach nicht bloß eine, sondern vier genetisch getrennte Gruppen von Giraffen, die sich in freier Wildbahn offenbar nicht miteinander paaren”, sagt Janke. “Das zeigen die Sequenzen von voneinander unabhängigen kernkodierten Genen, die als repräsentativ für das gesamte Genom gelten”, erklärt der Biodiversitäts-Forscher. “Trotz ihres ähnlichen Aussehens sollten die vier Giraffengruppen daher als eigenständige Arten betrachtet werden”.

Ihm und seinen Kollegen zufolge zeichnet sich für die Giraffen nun folgende Einteilung ab: Es gibt erstens die Süd-Giraffe ( Giraffa giraffa) mit den Unterarten Angola-Giraffe ( G. g. angolensis) und Kap-Giraffe ( G. g. giraffa), zweitens die Massai-Giraffe ( Giraffa tippelskirchi) und drittens die Netz-Giraffe ( Giraffa reticualata). Vollständig wird das Quartett mit der Nord-Giraffe ( Giraffa camelopardalis) mit den drei separaten Unterarten Nubische Giraffe ( G. c. camelopardalis), Westafrikanische Giraffe ( G. c. peralta) und Kordofan-Giraffe ( G. c. antiquorum).

Eine Stammbaumanalyse anhand der genetischen Daten lieferte zudem interessante Hinweise über die Entwicklungsgeschichte der Giraffen: Der letzte gemeinsame Vorfahre der vier Giraffenarten lebte demnach vor rund 0,4 bis 2 Millionen Jahren – danach spalteten sie sich auf. Das passt zu den Evolutionszeiträumen, die auch andere Säugetiere bei der Bildung neuer Arten benötigen, sagen die Forscher.

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Wichtige Informationen für den Artenschutz

Ihnen zufolge gehen aus den neuen Erkenntnissen nun wichtige Informationen für den Artenschutz hervor, denn die Giraffen sind bedroht: Schätzungen haben ergeben, dass  die Anzahl der Tiere in den letzten 30 Jahren um über 35 Prozent auf heute noch rund 100.000 Giraffen in ganz Afrika zurückgegangen ist. “Artenschutz basiert darauf, dass man Anzahl, Verbreitungsgebiete und Gefährdung der Tiere genau kennt”, sagt Janke. “Bis heute wurde die Giraffe aufgrund ihres geschätzten zahlreichen Vorkommens nicht als bedroht angesehen. Wir sehen nun, dass es vier Arten sowie genetisch einzigartige Unterarten gibt und es zeigt sich, dass ihre biologische Vielfalt sehr wohl bedroht ist”.

Nach Schätzungen der Giraffe Conservation Foundation (GCF) gibt es beispielsweise speziell von der Westafrikanischen Giraffe nur noch 400 wildllebende Tiere, die zudem nur in einer kleinen Region in Niger leben. Auch wenn sie keine eigenständige Art sind, hat sich das Erbgut dieser Unterart in den Analyse als genetisch einzigartig erwiesen. “Hier ist – genau wie bei den anderen eigenständigen Arten – mehr gezielter Schutz nötig”, betont Janke.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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