Zum Schluss wurde es andächtig still im Kontrollzentrum in Darmstadt. So sei das immer, wenn es kritisch werde, sagte der Missionsmanager Paolo Ferri. Aber die Situation war weniger kritisch als vielmehr bewegend. Schließlich sollte eine milliardenschwere, erfolgreiche Mission der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zwölf Jahre nach dem Start zu Ende gehen.
Für die Piloten im Kontrollzentrum gab es nichts mehr zu tun: Sie warteten nur noch darauf, dass die Raumsonde Rosetta den Funkbetrieb einstellt. Sie hatten Rosetta darauf programmiert, sich abzuschalten, sobald sie etwas Besonderes bemerkt – etwa den Aufprall auf einem Kometen, denn dafür war das Raumschiff nicht ausgelegt. Um 13.19 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit war es soweit: Eine grüne Spitze auf dem Bildschirm verschwand, die Kurve wurde flach wie bei einem Herzmonitor im Krankenhaus – Rosetta sendete keine Daten mehr ( hier die Beweisfotos). Die Piloten, Forscher und Manager umarmten sich. Ihre Sonde war fast acht Milliarden Kilometer unterwegs gewesen, davon knapp zwei Milliarden Kilometer im Orbit um den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Meisterleistung der Kameras
Im Unterschied zur US-amerikanischen NASA, die am 4. Juli 2005 ein Projektil auf einen anderen Kometen geschossen hatte, um die Explosionswolke und den Krater zu analysieren, hat die ESA Rosetta sanft aufsetzen lassen. Die Raumsonde liegt nun auf dem Kopf des Kometen, nicht weit vom Landeroboter Philae entfernt, der dort vor zwei Jahren zum Stehen kam ( hier ein Blick auf die Landeplätze). Einer der Forscher verglich Rosetta sogar mit Dornröschen und spekulierte, dass irgendwann einmal ein Prinz vorbeikommen könnte, um sie wieder aufzuwecken. Der Komet wird in sechs Jahren wieder in unserer Nähe sein. Eine neue Mission ist aber nicht geplant.
Bis wenige Sekunden vor dem Aufprall funkte Rosetta Fotos von der Kometenoberfläche zur Erde. Die letzten zeigen aus nur einigen Dutzend Metern Höhe eine mit Kieselstein-artigen Brocken übersäte Fläche in hoher Auflösung ( hier ein noch unbearbeitetes Foto). Der Roboter Philae hatte keine guten Fotos machen können, da er nach einem fehlgeschlagenen ersten Landeversuch weghüpfte und schließlich im Schatten unter einem Fels landete. Dort war es zu dunkel, und 67P/Churyumov-Gerasimenko ist – wie alle Kometen – ohnehin pechschwarz. Die Kameras sind daher sehr lichtempfindlich, um die Konturen in Grau darstellen zu können. Die Oberfläche dürfte kaum etwas mit einem irdischen Boden zu tun haben. Es handelt sich vielmehr um eine Mischung aus Pulver, Bröckchen und gefrorenem Matsch, in dem viele kohlenstoffhaltigen Substanzen vorkommen.
Einen Rückblick auf die Highlights der Mission von Rosetta und Philae bieten wir in diesem „Brennpunkt”.