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Hoffnung im Kampf gegen HIV-AIDS

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Hoffnung im Kampf gegen HIV-AIDS
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Credit: Thinkstock
Eine HIV-Infektion ist heute zwar kein Todesurteil mehr, doch nur starke und teure Medikamente schützen die Patienten vor dem Ausbruch der Immunschwäche. Diese belastende antivirale Therapie könnte bald durch eine vorübergehende Kombinations-Therapie mit Antikörpern überflüssig werden, lassen Ergebnisse bei Rhesus-Affen hoffen. Forschern ist es mit diesem Konzept gelungen, auch nach dem Absetzen der Behandlung die Affen-Version des HIV im Körper der Versuchstiere dauerhaft in Schach zu halten. Ob dies auch beim Menschen funktioniert, wird nun in klinischen Versuchen getestet.

In den letzten Jahren hat sich die antiretrovirale Therapie als großer Segen für HIV-Infizierte erwiesen: Die tägliche Einnahme der Medikamente unterdrückt die Vermehrung der Virenpartikel im Körper und kann dadurch vor dem tödlichen Krankheitsverlauf schützen. Die Therapie kann das Virus allerdings nicht komplett aus dem Körper vertreiben, denn der Erreger schlummert weiterhin in befallenen Zellen. Wenn die Patienten die Medikamente absetzten, machen sich die Viren deshalb wieder breit. Problematisch sind auch die gesundheitlichen Nebenwirkungen der Therapie und ihr hoher Preis. Bessere Lösungen sind deshalb gefragt. Weltweit sind laut WHO rund 36 Millionen Menschen betroffen.

Eine effektive Kombination

Das Konzept der Forscher um Aftab Ansari von der Emory University basiert nun auf einer Kombination einer anfänglichen antiretroviralen Therapie mit dem spezifischen Antikörper alpha4-beta7. Er verhindert offenbar, dass sich die Viren in Immunzellen in der Darmschleimhaut vermehren können. Das Verfahren hat sich nun zunächst bei der Behandlung des HIV verwandten Simianen Immundefizienz-Virus (SIV) bei Rhesusaffen als erfolgreich erwiesen. SI-Viren infizieren Affen und gelten als Ursprung des menschlichen Immunschwächevirus. Die Behandlungsstrategie bietet somit einen neuen, vielversprechenden Ansatz zur Therapie von HIV-Infektionen beim Menschen.

Im Rahmen der Studie erhielten Rhesusaffen von der fünften Woche nach der Infektion an bis zur 18. Woche täglich ein antiretrovirales Medikament, wie es auch beim Menschen eingesetzt wird. Ab der neunten Woche wurde diese Behandlung im Abstand von drei Wochen mit der Gabe des spezifischen Antikörpers kombiniert. Eine Kontrollgruppe erhielt nur die antiretrovirale Therapie und einen wirkungslosen Kontroll-Antikörper. Nach der 18. Woche wurde bei allen Versuchstieren die antiretrovirale Therapie beendet und nur der Antikörper bis zur 32. Woche weiter verabreicht. Danach wurde jegliche Behandlung der Affen eingestellt.

Ein Durchbruch in der HIV-Behandlung scheint möglich

Während sich bei den Kontrolltieren die Viren nun wieder vermehrten, war dies bei den mit dem spezifischen Antikörper behandelten Affen nicht der Fall: Nach Ablauf der Therapie konnten nahezu keine SI-Viren mehr in ihrem Blut und Darmgewebe nachgewiesen werden. Die für die Immunabwehr wichtigen CD4+-T-Zellen waren hingegen in ausreichender Menge in diesen Geweben vorhanden. Auch nunmehr zwei Jahre nach Ende der Behandlung bleibt die Viruslast niedrig, das Immunsystem intakt und die Rhesusaffen gesund, berichten die Forscher.

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Wie genau der Effekt entsteht, ist noch unklar, aber wie die Forscher erklären, ist die Wirkung auf einen indirekten Effekt des Antikörpers zurückzuführen: Es ist bekannt, dass die SI- und HI-Viren sich besonders in den CD4+-T-Zellen in der Darmschleimhaut vermehren und dort eine chronische Infektion verursachen. Der Antikörper verhindert das Einwandern dieser Immunzellen in die Darmschleimhaut. Letztlich kommt es durch die Kombinations-Therapie dann zu einem Effekt, der die weitere Ausbreitung der Viren  langfristig effektiv unterbindet. Es gibt Hinweise darauf, dass es zur Bildung von Antikörpern gegen Hüllproteine des Virus kommt.

Ein Glücksfall im Rahmen der Ergebnisse ist: Seit 2014 ist in den USA und in Europa eine menschliche Variante des Antikörpers bereits als das Medikament Vedolizumab erhältlich. Es wird zur Behandlung der Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt, bei denen die CD4+-T-Zellen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Das Medikament ermöglicht es nun, die neue Behandlungsstrategie in klinischen Studien mit HIV-Patienten zu testen: Eine Phase-I-Studie ist dazu bereits in den USA angelaufen. „Es könnte sich ein alternativer Behandlungsansatz für HIV entwickeln, bei dem Betroffene nicht mehr andauernd die Medikamente nehmen müssen“, sagt Ansari. Das wäre ein Durchbruch in der Behandlung von HIV/AIDS. Neben der Erprobung des Verfahrens wollen Ansari und seine Kollegen nun genauer herausfinden, wie der Antikörper seinen Effekt entfaltet.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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