Sie heben sich nicht nur durch ihre extravagante Gefiederfarbe vom Rest der Vogelwelt ab – Flamingos haben einige Besonderheiten zu bieten. Es gibt insgesamt sechs Arten, die in Südeuropa, Afrika, Südwestasien sowie in Süd-, Mittel- und Nordamerika vorkommen. In ihren grundlegenden Charakteristika unterscheiden sich die Arten nur wenig. Neben dem rosa Gefieder und dem krummen Schnabel zum Filtern von Kleinstlebewesen aus dem Wasser gehört dazu auch ihr Fortpflanzungsverhalten. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich kaum und zeigen auch beide augenscheinlich gleiches Balzverhalten. Flamingos sind seriell monogam – sie suchen während jeder Fortpflanzungsperiode einen neuen Partner, dem sie während dieser Zeit treu sind.
Von Kopf-Action bis zum Formationstanz
Um einen Partner für die Saison zu gewinnen, beteiligen sich alle erwachsenen Tiere an gemischtgeschlechtlichen „Gruppen-Shows“, in denen sie einander ihr Balzverhalten präsentieren. Das beeindruckende Ritual wurde bereits oft beschrieben, doch die Forscher um Charlotte Perrot von der Université de Montpellier haben es nun erstmals detailliert analysiert und mit dem Fortpflanzungserfolg in Verbindung gebracht.
Für ihre Studie beobachteten sie wildlebende Rosaflamingos (Phoenicopterus roseus) der Camargue in Südfrankreich. Im Fokus standen 100 beringte Tiere, deren Alter und Geschlecht bekannt war – es reichte von 4 bis 37 Jahren. Die Forscher filmten diese Flamingos und werteten ihr jeweiliges Balzverhallten aus. Anschließend erfassten sie den Erfolg der Tiere bei der Partnersuche.
Es zeigte sich, dass die Komplexität der Bewegungsabläufe sich von Tier zu Tier unterschied. Grundsätzlich zeigten die Flamingos zwischen zwei und acht Posen sowie zwei bis 17 unterschiedliche Übergangsbewegungen. Ein grundlegendes Verhalten ist beispielsweise das rasche Wenden des Kopfes: In gestreckter Pose wird dabei der Schnabel aufwärts gerichtet und der Kopf schnell hin und her bewegt. Daneben gibt es auch Flügel-Präsentationen und weitere klar abgrenzbare Elemente. Manchmal gruppieren sich die Tiere dann auch zu einer Art Parade und marschieren kopfzuckend durchs seichte Wasser.
Komplex soll es sein
Die Vergleiche zeigten: Je komplexer ein Tier sich bewegte – je mehr Elemente es kombinierte – desto höher waren die Chancen, einen Partner oder eine Partnerin zu gewinnen. Offenbar vermittelt eine vielschichtige Tanzfähigkeit gute Fortpflanzungs-Qualitäten, sagen die Forscher. Ihnen zufolge handelt es sich dabei um eine interessante Parallele zum Gesang der Singvögel. Von einigen ist bekannt, dass die Komplexität des Gesangs den Fortpflanzungserfolg bestimmt.
Den Auswertungen zufolge gibt es außerdem eine klare Verbindung zwischen der Komplexität des Tanzes inklusive Fortpflanzungserfolg und dem Alter eines Tieres. Bis zu einem Alter von etwa 20 Jahren nimmt die Komplexität des Balzverhaltens zu, danach nimmt sie wieder ab. Vermutlich manifestiert sich damit ein positiver Übungseffekt, der dann von einem altersbedingten Nachlassen der Fähigkeiten abgelöst wird. Möglicherweise spiegelt sich also inden Tanzvorstellungen der Flamingos wider, welche Tiere im besten Fortpflanzungsalter sind.