Die Klaus Tschira Stiftung fördert die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Damit die Kommunikation gelingt, müssen wissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich dargestellt werden. Diese Kernkompetenz fördert die Klaus Tschira Stiftung durch Medientrainings vor Mikrofon und Kamera und durch Schreibwerkstätten. Das Journalistenteam Göpfert und Göpfert hat solche Trainings entwickelt und optimiert. Die Wissenschaftler sollen trainieren, sich verständlich auszudrücken. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Wissenschaftler wissen die Vorteile ihrer jeweiligen Fachsprache zu schätzen: eindeutige Begriffe, Präzision in der Aussage, Stichwörter, die ganze Denkgebäude umfassen, ohne dass man sie erläutern müsste. Fachleute verstehen ihre Kollegen. Doch Laien verstehen meistens nur „Bahnhof“.
In den zweitägigen Seminaren der Klaus Tschira Stiftung werden die Forscher aus verschiedenen Disziplinen zunächst kräftig gemischt. Denn der Physiker versteht nicht, was der Biologe macht, obwohl beide Naturwissenschaftler sind. Dann müssen sie einander erklären, womit sie sich beschäftigen. Bestimmte Details sind plötzlich gar nicht mehr wichtig. Schnell wird klar: Genauigkeit und Einzelheiten stören nur, Hauptsache, die wesentliche Botschaft kommt an!
EINE ANEKDOTE SCHADET NICHT
Beide Göpferts, die übrigens nicht miteinander verwandt sind, haben Hunderte von Fachleuten interviewt. Mitunter mussten sie dabei um verständliche Formulierungen ringen. „Aber“, resümiert Winfried Göpfert seine Erfahrungen, „die Situation hat sich im Laufe der Zeit gebessert. Wir treffen heute auf viel mehr Verständnis für unsere Aufgabe als früher. Wissenschaftler haben heute selber ein Interesse daran, dass ihr Tun in der Öffentlichkeit geschätzt und verstanden wird.“
Im Medientraining geht es weiter mit Einzelübungen. Die Forscher arbeiten in kleinen Gruppen. Jeder Teilnehmer gibt ein Interview, das beim gemeinsamen Anhören analysiert wird: Wo rutscht noch ein Fachwort durch? Was hätte man weglassen können? Wo wäre ein Beispiel hilfreich gewesen? Dabei sind die kritischen Nachfragen der Kollegen genauso wichtig wie die Urteile der beiden Profis. Sie können aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz aber noch zusätzliche Hilfen anbieten: Metaphern, die sich bewährt haben, Tipps, wie sich komplizierte Zusammenhänge in Einzelschritte aufgliedern oder Anekdoten zur Auflockerung einflechten lassen. Verständliche Wissenschaft kann höchst unterhaltsam sein.
In der Schreibwerkstatt sitzen die Teilnehmer an ihren Laptops, und es herrscht eine Atmosphäre wie in der Redaktion. Die Göpferts gehen herum und schauen den Experten über die Schulter. Die Aufgaben sind vielfältig: Eine Pressemitteilung über ein wichtiges Forschungsergebnis entwerfen, einen allgemeinverständlichen Forschungsantrag stellen, bei dem es um eine Million Euro Fördergelder geht, oder einen Abschlussbericht für die Institutsbroschüre formulieren. Manch einer klebt am Bürokratendeutsch mit vielen Nominalkonstruktionen, andere basteln spielend Bandwurmsätze mit 30 oder 40 Wörtern. Wieder andere verklausulieren ihre Erkenntnisse und sind überrascht, wie einfach die Alternativvorschläge von Göpfert oder Göpfert sind. „ Die Teilnehmer sollen keine Journalisten werden“, sagt Göpfert, „ aber sie sollen verstehen, wie wir arbeiten. Und je genauer sie die Spielregeln kennen, umso souveräner können sie auf der Klaviatur der Medien spielen.“
Welcher der beiden das gesagt hat? Egal, denn nach mehr als 100 Medientrainings verstehen sie einander so gut, dass sie insgeheim doch glauben, verwandt miteinander zu sein. ■
von Winfried Göpfert und Jörg Göpfert