Man muss nur einmal von einem geographisch anderen Ort auf die Geschichte schauen – und schon verschieben sich die Gewichte. Der australische Herausgeber und sein amerikanisch-australisches Autorenteam machen einleuchtend klar: Nach der von Europa aus definierten „Antike“ bestimmten bis ins 16. Jahrhundert asiatische Königreiche mit imperialem Anspruch die Weltgeschichte. Herausragend waren die Mongolen, das China der Ming-Zeit, die Khmer in Kambodscha, die Osmanen in Westasien und Ägypten, die Safawiden in Persien und die Moguln mit ihren zentralasiatischen Wurzeln in Indien. Ein Nachzügler war die Meiji-Dynastie in Japan, die das Land in die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges führte.
Erzählt entlang der historischen Daten, vermittelt der Band kompaktes Wissen über eine für viele weitgehend unbekannte Welt – auch dank einer überlegten und großzügigen Bebilderung. Kurze Ausflüge in die persische Buchkunst oder die Architektur der Khmer, die Gartenkunst der indischen Moguln oder die messianischen Ursprünge der Safawiden erweitern die historische Darstellung. Eine jedem Kapitel vorangestellte Karte, eine Zeitleiste und ein Resümee bieten Orientierung. Die Übersetzung holpert zwar manchmal, aber insgesamt ist es ein eindrucksvolles Buch für alle, die über den europäisch dekorierten Tellerrand hinausschauen wollen.
Michael Zick
Jim Masselos (Hrsg.) IMPERIEN ASIENS Von den alten Khmer bis zu den Meiji Theiss, Stuttgart 2010 240 S., € 39,90 ISBN 978–3–8 062–2370–5