Mit Witz und Schwung beginnt Christian Lehmann – Biologe, Musikwissenschaftler, Sänger und Germanist – seine Suche nach den biologischen Wurzeln der Musikalität. Er nimmt die musikalischen (Un-)Fähigkeiten verschiedener Tiere unter die Lupe, um sich schließlich dem zu nähern, was das menschliche Talent für Musik ausmacht: das Gehör, ein Gefühl für Rhythmus und die Stimme. Nach kurzen Ausflügen in die Akustik und die Evolutionstheorie kommt Lehmann zum Schluss: Musik ist für den Menschen eine zweite Kommunikationsform, die vor allem dem sozialen Zusammenhalt dient.
Im zweiten Teil des Buchs analysiert Lehmann, den Stellenwert der Musik in den verschiedenen Gesellschaftsformen. Auf diesem Streifzug hält er bei verschiedenen Meilensteinen der Musikgeschichte an, etwa der Entwicklung der Notenschrift, mit der sich Musik erstmals konservieren ließ. Der dritte Teil beginnt schließlich mit dem heutigen Umgang mit Musik und endet mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr Gesang und Musizieren im Alltag.
Diese Themenmischung ist die Stärke, aber auch die Schwäche des Buchs. Einerseits lässt man sich gerne von hier nach da treiben, um immer wieder interessante Informationsbrocken aufzulesen. Andererseits wirken die historisch-soziologischen Analysen nach dem furiosen ersten Teil ernüchternd farblos. Doch auf jeden Fall weckt das Buch beim Leser den Wunsch, der Musik im eigenen Leben einen größeren Stellenwert zu verschaffen. Ilka Lehnen-Beyel
Christian Lehmann DER GENETISCHE NOTENSCHLÜSSEL Herbig, München 2010 254 S., € 19,95 ISBN 978–3–7766–2646–9