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Datenfang per Schüssel

Allgemein

Datenfang per Schüssel
Eine Datenverbindung über Satellit soll den Zugang zum World Wide Web auf Touren bringen. Geld sparen lässt sich damit jedoch kaum.

„Surfen Sie bundesweit mit Highspeed durchs Internet – jederzeit und überall! Erleben Sie rasante Downloads, schnellen Webseiten-Aufbau und Video-Streaming in exzellenter Qualität.“ Mit solchen markigen Sprüchen wirbt die Deutsche Telekom für ihr jüngstes Kind in Sachen Internet-Zugang: T-DSL via Satellit. Seit Anfang Mai können alle, die es satt haben auf Daten zu warten, die im Schneckentempo über ISDN oder Telefonmodem aus dem Internet auf die Festplatte kriechen, den himmlischen Datenturbo beim „Rosa Riesen“ ordern. Dabei ist allein schon der Name irreführend, denn mit der Breitbandtechnologie DSL hat der Internetzugang via Satellit nichts gemeinsam – außer einer vergleichbar hohen Datenübertragungsrate. DSL steht für „Digital Subscriber Line“, womit in der Regel ADSL gemeint ist – eine Technik, bei der die Daten asymmetrisch, das heißt mir unterschiedlicher Übertragungsrate beim Empfangen und Versenden transportiert werden. Dabei rauschen die Daten auf der so genannten letzten Meile zwischen der heimischen Telefonbuchse und der nächsten Verteilerstation in digitaler Form über ein Kupferkabel. Man nutzt Frequenzen, die zum Telefonieren und Faxen nicht benötigt werden. Beim Satelliten-Internet dagegen nehmen die Daten den Weg per Funk in eine am Haus angebrachte Antenne. „ Dazu lassen sich für den Zugang der Deutschen Telekom Antennen nutzen, die auf den Astra-Satelliten ausgerichtet sind, den die meisten Nutzer von Satellitenfernsehen angepeilt haben“, sagt Walter Genz, Techniksprecher der Deutschen Telekom. „Anders als bei Konkurrenzsystemen ist für solche Kunden die Anschaffung einer neuen Empfangsantenne nicht nötig.“ Um Internet und TV gleichzeitig nutzen zu können, brauchen die Schüsseln zwei digitale LNB-Anschlüsse. Außerdem wird für den Datentransfer zwischen Antenne und Computer eine spezielle PC-Steckkarte oder ein Adapter benötigt, der an den USB-Eingang des Rechners angeschlossen wird. Damit ist es allerdings nicht getan. Denn sowohl der von der Telekom angebotene Satelliten-Internetzugang als auch das bereits seit drei Jahren verfügbare SkyDSL der Berliner Firma Strato funktionieren nur, wenn gleichzeitig ein Internet-Anschluss über Telefonmodem oder ISDN vorhanden ist. Über diesen läuft in der Regel auch die Verbindung ins Web: Web-Adressen werden wie gewohnt via Telefonnetz aufgerufen. Nur wenn beim Herunterladen etwa von Software, Videos oder MP3-Dateien eine sehr große Datenmenge die Leitung zum Nutzer passieren soll, wird eine Verbindung zum Satelliten aufgebaut. „ Bei T-DSL via Satellit geschieht dies automatisch, ohne Zutun des Nutzers“, beschreibt Genz den Vorteil der Telekom-Lösung gegenüber Systemen anderer Anbieter. Der Anschluss über Satellit dient ausschließlich dazu, beim Empfangen von Daten die Übertragung zu beschleunigen. Zum Sparen taugen SkyDSL und T-DSL via Internet damit kaum: Denn die Online-Zeit übers Telefonnetz muss wie gewohnt bezahlt werden – zusätzlich zu den Gebühren, die für die Satellitenverbindung berechnet werden. Die Beschleunigung, die durch den Kontakt zum Satelliten erreicht wird, ist allerdings ordentlich: 768 Kilobit pro Sekunde verspricht die Telekom. Das entspricht der Geschwindigkeit, mit der sich Daten per T-DSL auf den Rechner ziehen lassen – und ist 12-mal schneller als eine gewöhnliche ISDN-Verbindung. Theoretisch sind beim Download via Satellit sogar Übertragungsraten von 8000 Kilobit pro Sekunde möglich. Wer nicht nur Musikstücke oder Videoclips aus dem Web laden, sondern selbst Daten ins Internet schicken möchte, gewinnt durch den Kontakt zum Satelliten nichts: In dieser Richtung bleibt die Satelliten-Verbindung tot – zum Versenden von Daten muss man sich mit der Bandbreite seines Modems oder ISDN-Anschlusses begnügen. Dass es auch anders geht, zeigt der Münchner Internet-Provider Tiscali. Mit TiscaliSat bietet das Unternehmen seit März einen bidirektionalen InternetZugang via Satellit an: Daten lassen sich mit – allerdings recht bescheidenen – 400 Kilobit pro Sekunde aus dem Web auf den Rechner laden und mit 130 Kilobit pro Sekunde ins Web auf die Reise schicken. Das bedeutet in beide Richtungen eine Beschleunigung gegenüber einem ISDN-Anschluss – beim Versenden von Daten immerhin auf die doppelte Geschwindigkeit. Ein zusätzlicher Telefonanschluss ist nicht nötig. Der Pferdefuß bei TiscaliSat sind die gepfefferten Anschaffungskosten für die Hardware: Der Kauf einer speziellen Satellitenschüssel und eines Satellitenmodems schlagen mit 1099 Euro zu Buche. Auch die monatliche Grundgebühr von 92 Euro dürfte manchem die Lust auf das schnelle Satelliten-Internet vergällen. Das Tiscali-Angebot ist deshalb insbesondere für Unternehmenskunden interessant, die bis zu fünf Rechner über ein lokales Netz an ein einziges Satellitenmodem anschließen können. Die Telekom sieht ihren Datenturbo via Satellit vor allem als Angebot für all jene Kunden, die gerne mit Hochgeschwindigkeit im Internet surfen wollen, für die ein Anschluss per DSL aber derzeit nicht möglich ist. Und das gilt nach Telekom-Angaben immerhin für rund zehn Prozent aller Haushalte in Deutschland. Andere Alternativen für einen Breitband-Zugang zum Internet bieten das Stromnetz und das Kabelnetz fürs Fernsehen. Beides aber spielt in Deutschland derzeit kaum eine Rolle. Die Powerline-Technologie, bei der die Daten übers Stromkabel ins Haus kommen, steckt in einer Sackgasse: Es gibt nur wenige Anbieter, und die Nutzerzahlen gehen bisher über einige tausend nicht hinaus. Der Weg ins Web übers Fernsehkabel – zum Beispiel in den USA oder den Niederlanden die am meisten genutzte Variante eines Breitbandzugangs zum Internet – scheitert in Deutschland fast überall an dem dafür untauglichen Kabelnetz. Es verfügt fast nirgendwo über den erforderlichen Rückkanal für die Übertragung von Daten von der heimischen Kabelbuchse hinein ins Netz. So bleibt für viele ungeduldige Internet-Nutzer derzeit als einzige schnelle Route ins World Wide Web der Weg über einen Satelliten.

Ralf Butscher

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