Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen dringen in die Wohnung, doch der Blick nach draußen ist kaum möglich. Alles, was zu erkennen ist, sind fettige Fingerabdrücke, Streifen und Flecken auf den Scheiben. Fenster putzen ist da dringend angesagt – und so mancher wünscht sich, diese lästige Aufgabe an ein eifriges Maschinchen abtreten zu können. Wissenschaftler am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) arbeiten an der Erfüllung dieses Wunsches. Im Auftrag des US-amerikanischen Herstellers von Hygiene- und Haushaltsmitteln Procter & Gamble entwickeln sie einen autonomen Fensterreinigungsroboter. Das Ziel der IPA-Ingenieure ist ein kleiner, leichter und handlicher Helfer, der das anstrengende und manchmal auch gefährliche Putzen der Fenster gerne übernimmt. Mit einem ersten funktionsfähigen Demonstrator haben die Fraunhofer-Forscher nachgewiesen, dass der Bau eines automatischen, unabhängig arbeitenden und speziell für den Einsatz im Haushalt optimierten Fensterputzers realisierbar ist. Der kleine Helfer geht bei seiner Reinigungstour völlig eigenständig ans Werk. Er wird von einem Akku mit Strom versorgt, besitzt eine eigene elektrische Steuerung, Sensoren und Aktoren sowie ein erneuerbares Reinigungsmodul. Weder Energie noch Wasser oder Putzmittel müssen ihm während des Betriebs von außen zugeführt werden. Aufgebaut ist der Fensterputz-Automat aus zwei Teilen: dem Roboter selbst und einer Andockstation, die zum Aufladen des Akkus benötigt wird. Um den Roboter zum Putzen zu bewegen, wird er aus der Station herausgenommen, an eine beliebige Stelle auf der Fensterscheibe gesetzt und gestartet. Er säubert dann die Scheibe zunächst mit feuchten, auswechselbaren Reinigungstüchern, zieht das Fensterglas mit seiner Gummilippe nach und trocknet danach alles mit einem Mikrofasertuch. Um sich fortzubewegen, benutzt der Roboter eine eigens dafür entwickelte Raupe mit Saugmodulen, die durch ihre Aufhängung immer wieder an die Scheibe gedrückt werden. Wo der Roboter mithilfe seiner Sensoren einen Fensterrahmen ausmacht, ändert er seine Richtung. Nach Beenden der Arbeit kehrt er in seine Anfangsstellung zurück und wartet dort geduldig, bis er abgenommen und zum Aufladen und Wechseln der Reinigungstücher in die Ladestation gebracht wird. Von einem handlichen Winzling kann man beim ersten Modell allerdings nicht sprechen: Der Roboter ist immerhin 42 Zentimeter breit, 44 Zentimeter lang, 1,75 Meter hoch und bringt rund 6 Kilogramm auf die Waage. Bis zu seiner Vermarktung als Seriengerät in voraussichtlich zwei bis drei Jahren wollen die IPA-Forscher den Automaten auf ein Viertel seiner jetzigen Größe schrumpfen.
Sandra Murr