Leitungen aus supraleitendem Material sind seit langem ein Traum von Physikern und Ingenieuren. Denn sie würden einen widerstands- und damit verlustfreien Transport von elektrischem Strom ermöglichen. Die einfache Herstellung supraleitender Kabel scheitert aber an der Widerspenstigkeit des Materials: Es ist spröde und lässt sich nicht zu dünnen Drähten formen. Ein Ausweg ist das Bedampfen eines besser formbaren Stoffs mit dem Supraleiter. Forschern um Georg Wahl von der Technischen Universität Braunschweig ist es nun gelungen, dafür ein besonders kostengünstiges Verfahren zu entwickeln: Die Braunschweiger Wissenschaftler beschichten ein Band aus Nickel mit einer hauchdünnen Lage aus dem supraleitenden Material, zum Beispiel einer Yttrium-Barium-Kupferoxid-Verbindung, indem sie dieses unter Vakuum verdampfen und den Dampf über die erhitzte Oberfläche des Nickelbandes strömen lassen. Das so gefertigte Kabel lässt sich trotz der Sprödigkeit des Supraleiters biegen, ohne dabei zu brechen. Wahls Team fabrizierte mit Hilfe dieser so genannten Chemical Vapor Deposition bereits einige zehn Meter lange beschichtete Bänder. Wahl erwartet, dass in etwa fünf Jahren die ersten so gefertigten supraleitenden Kabel verlegt werden können. Sie werden aus mehreren einzelnen Bändern bestehen und sich vermutlich zunächst durch Ballungsgebiete mit besonders hohem Energiebedarf ziehen.
Hans Groth