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Multiple-Chemikalien-Sensitivität

Allgemein

Multiple-Chemikalien-Sensitivität
Die innere Umwelt macht krank

Die Welt steckt scheinbar voller Umweltgifte: Amalgam, Lösungs- und Holzschutzmittel, Lebensmittelzusatzstoffe oder Pestizide. Und viele Menschen sind überzeugt, dass sie davon krank werden: Multiple-Chemikalien-Sensitivität (MCS) lautet die Diagnose. Bestärkt werden sie durch so genannte Umweltexperten, Selbsthilfegruppen und sensationsheischende Medienberichte. Doch Psychiater und Toxikologen der TU München kommen nach der bisher größten Studie mit MCS-Patienten zu einem anderen Schluss: Die meisten Betroffenen würden von einer einfühlenden psychologischen Betreuung mehr profitieren als von teuren Entgiftungsmaßnahmen des Körpers oder der Wohnung.

MCS-Patienten klagen in erster Linie über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen oder Schlafstörungen. Damit stimmt das Spektrum der Symptome weitgehend überein mit anderen wissenschaftlich ungeklärten Phänomenen wie dem Sick-Building-Syndrom, Chronischer Müdigkeit oder der Fibromyalgie. Zusammen mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hat Susanne Bornschein, Ärztin in der Umweltambulanz der TU München, 120 MCS-Patienten untersucht.

Neben möglichen Umweltbelastungen fahndeten die Mediziner per Interview gezielt nach psychiatrischen Erkrankungen. Das erwies sich als Volltreffer: Bei 100 Patienten wurden sie fündig. Diese Menschen litten häufig an Depressionen oder hatten Angststörungen, und bei den meisten fanden sich Anzeichen für eine so genannte somatoforme Störung:

Das sind Krankheitssymptome wie Schwindel, Taubheitsgefühle oder Verdauungsprobleme, für die sich trotz intensiver Suche keine medizinische Erklärung finden lässt. Die Betroffenen – die oft verzweifelt einen Arzt nach dem anderen aufsuchen – sind aber davon überzeugt, das ihr Körper krank sei. Diese Ungewissheit verstärkt die Symptome zusätzlich. Die MCS-Patienten mit somatoformen Störungen suchten die Ursache nicht in einem organischen Schaden, sondern in den „Umweltgiften“.

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Der Fragebogen brachte auch zu Tage, dass bei vielen die Krankheit zu einem Zeitpunkt ausbrach, als sie seelisch stark belastet waren, beispielsweise durch den Tod eines Angehörigen, sexuelle oder körperliche Gewalt, Leistungsdruck sowie den Verlust des Arbeitsplatzes. Susanne Bornschein betont: „Die Patienten leiden tatsächlich unter diesen Symptomen, die auf keinen Fall nur eingebildet sind. Problematisch ist es jedoch, die Patienten auf die möglichen psychischen Ursachen ihrer Beschwerden anzusprechen. Viele wollen sich verständlicherweise nicht in die ,Psycho-Ecke‘ drängen lassen. Leiden, für die es eine äußere Erklärung gibt, werden gesellschaftlich leichter akzeptiert.“ Eine psychische Überlastung gelte dagegen als ein persönlicher Makel.

Dr. Ulrich Fricke

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