Möglicherweise sterben in Deutschland einige Hundert Kinder während der Geburt oder kurze Zeit darauf, nur weil sie in einer kleinen Klinik zur Welt gekommen sind. Diesen Schluss ziehen Geburtsmediziner und Gesundheitsexperten des Wissenschaftlichen Institutes der AOK. Sie haben die mehr als 640000 Entbindungen aus der Hessischen Geburtsstatistik der Jahre 1990 bis 2000 ausgewertet. Dabei sind sie vermeidbaren Todesfällen nachgegangen und haben festgestellt, dass diese in den Kliniken häufiger vorkommen, die weniger als 1500 Geburten pro Jahr durchführen. Hochgerechnet auf das gesamte Bundesgebiet könnten den Experten zufolge jährlich etwa 300 verstorbene Säuglinge noch am Leben sein, wenn sie in einer größeren Klinik zur Welt gekommen wären. In der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erklären sie das höhere Geburtsrisiko in kleineren Häusern unter anderem damit, dass dort weniger gut auf medizinische Notfälle reagiert werden könne. In größeren Kliniken stünde rund um die Uhr qualifiziertes Personal zur Verfügung, das beispielsweise viel Erfahrung in der Reanimation von Neugeborenen mitbringt. Ein weiterer Pluspunkt der Großkliniken – so die Mediziner in ihrer Studie – sind spezielle Intensivstationen, die auf Notfälle während der Geburt eingerichtet sind.
Thomas Willke