Warum das menschliche Auge scharf sieht, haben Forscher der Universität Leipzig um Andreas Reichenbach entdeckt. Die Neurowissenschaftler und Physiker fanden heraus, dass dafür die Müllerzellen verantwortlich sind, die von dem Mediziner Heinrich Müller vor über 150 Jahren beschrieben wurden.
Die Müllerzellen sitzen millionenfach an der Vorderseite der Netzhaut, die etwa einen Zehntel Millimeter dick ist. Sie sammeln Lichtstrahlen mit einer trichterförmigen Ausstülpung auf und leiten sie wie ein Glasfaserkabel ohne Streuungen und Verluste an die Lichtsinneszellen auf der Rückseite der Netzhaut weiter. Die Lichtsinneszellen wandeln das Licht in eine Erregung von Nervenzellen um, die im Gehirn das Sehen ermöglicht. Ohne die Müllerzellen würde das Licht auf seinem Weg durch die Schichten der Netzhautzellen abgelenkt werden und an Intensität verlieren. Die Folge wäre ein unscharfes und lichtschwaches Bild.
Reichenbach hält die Entdeckung seines Teams für bedeutend. In den Lehrbüchern steht über die Müllerzellen bisher nämlich nur: „ Stützfunktion“ oder „ohne Funktion“.