Daß Tiere selbst in den größten Tiefen der Ozeane existieren können, verdanken sie der Verbindung Trimethylaminoxid (TMAO). Tiefseefische (unser Foto), Garnelen, Seeanemonen und andere Meerestiere enthalten um so mehr TMAO, je größerem Druck sie ausgesetzt sind. Wie die Meeresbiologen Paul Yancey vom Whitman College in Walla Walla (Washington/USA) und Joseph Siebenaller von der Louisiana State University in Baton Rouge (USA) jetzt nachgewiesen haben, halten Enzyme, die mit TMAO behandelt wurden, hohem Druck sowie den Attacken eines anderen, proteinauflösenden Enzyms sehr viel besser stand. Bei großem Druck besteht die Gefahr, daß sich Proteine nicht ordnungsgemäß falten. Das wird durch TMAO verhindert: Auch bei Drücken, die bis zu hundertmal so hoch sind wie an der Meeresoberfläche, falten sich die Proteine korrekt und behalten ihre räumliche Struktur bei, von der wiederum ihre Funktion abhängt. Von der stabilisierenden Wirkung des Trimethylaminoxids könnte der Mensch profitieren: Yancey hält es für denkbar, daß sich mit Hilfe von TMAO Proteine retten lassen, die durch Krankheiten wie Mukoviszidose geschädigt wurden.
Rüdiger Vaas