Warum fallen gesunde Bäume um? Ihre Höhe alleine macht es nicht. Der Risikofaktor heißt Schlankheit. Nach Berechnungen von Biomechanikern des Forschungszentrums Karlsruhe um Claus Mattheck ist für die Stabilität von Bäumen das Verhältnis von Höhe (H) zu Stammdicke (D) entscheidend. Liegt dieses H/D-Verhältnis zwischen 25 und 35, gilt ein Baum als stabil. Die Mammutbäume in Nordwestamerika beispielsweise sind zwar bis zu 110 Meter hoch, am Fuß aber zwischen 3 und 4 Meter dick. Das entspricht einem stabilen H/D-Verhältnis von etwa 30. Einzeln aufgewachsene Bäume haben meist keine Schlankheitsprobleme. Doch in dichten Waldbeständen und zu dicht gepflanzten Alleen wachsen die Bäume, angetrieben durch die Konkurrenz ums Licht, schnell in die Höhe. Die Stammdicke kann dabei nicht ausreichend zulegen, weil entsprechende Nährstoffe fehlen. Denn bei kleinen und hoch angesetzten Kronen können die Nährstoffe, die dort gebildet werden, nicht die unteren Bereiche der Stämme erreichen. Die resultierende Kopflastigkeit ist kein Risiko, solange sich die Bäume in einem dichten Forst gegenseitig stützen. Gefahr droht allerdings, wenn ein solcher Wald gelichtet oder gar ein Wald freigestellt wird.
Hans Groth