MEHR LEBENSFREUDE Egal, wen ich in meiner Branche treffe: Fast immer bezeichnet er sich als Optimist. Dabei strahlen viele so gar nicht die zuversichtliche Grundhaltung aus, die Optimisten zu eigen ist. Journalistenkollegen scheinen mir sogar besonders pessimistisch gestimmte Zeitgenossen zu sein. Häufig gelesene und gehörte Statements wie: „nicht ausgeschlossen werden kann…” zeugen von allem anderen als von Optimismus. Auch bei vielen Wissenschaftlern gehört Zuversicht nicht zu den primären Tugenden. Zu häufig befürchten sie bestimmte Entwicklungen oder prophezeien, daß Unheilvolles auf uns zukommt, wenn wir nicht rasch Abhilfe schaffen.
Ich denke, die meisten Menschen haben in Wirklichkeit eine weit pessimistischere Lebenseinstellung, als sie sich und anderen eingestehen. Dabei zahlt sich Optimismus in der Tat aus. Langzeituntersuchungen belegen eindeutig: Optimistische Menschen sterben statistisch signifikant später und genesen von Herz- oder Lungenerkrankungen rascher als Pessimisten. Der mehrfach ausgezeichnete Frankfurter Wissenschaftsjournalist Jochen Paulus hat in unserer Titelgeschichte alles Wesentliche zusammengetragen, was die Optimismus/Pessimismus-Forschung heute weiß. Ein Schnelltest, der Ihnen Ihre Einstellung vor Augen führt, gehört ebenso dazu, wie Anleitungen zu einer optimistischeren Lebensweise.
Für seine Recherche ließ der 43jährige keine Informationsquelle aus. So entdeckte er auf der jüngsten Frankfurter Buchmesse eine wichtige englischsprachige Neuausgabe, die er – kurz vor Manuskriptabgabe – noch unbedingt lesen wollte. Am letzten Messetag, bei dem die präsentierten Bücher traditionell verscherbelt werden, schickte er eine Mitarbeiterin los, „Optimism & Pessimism” zu organisieren, das im Hausverlag der amerikanischen Psychologischen Vereinigung erschienen ist. Der normale Bestellweg erschien ihm zu zeitraubend.
Wolfgang Hess