Sind Therapien mit patienteneigenen Stammzellen sicher? Diese Frage stellen sich Experten nach dem Tod einer Patientin in einer thailändischen Privatklinik. Die Frau hatte an Lupus nephritis gelitten – einer Erkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlich die Nieren angreift und schwere Entzündungen verursacht, was zur Zerstörung des Organs führt.
Die Ärzte entschlossen sich daher zu einer Therapie mit adulten Stammzellen. Die Zellen gewannen sie aus dem Knochenmark der Patientin und injizierten sie in die betroffene Niere. Die Mediziner wollten, dass sich die Stammzellen zu neuen Nierenzellen umprogrammieren und die Niere „reparieren“. Tierversuche hatten nahegelegt, dass das Injizieren von Stammzellen in Organe sicher ist. Doch es kam zu Komplikationen, und die Frau starb an einer Infektion.
Um den Tod der Patientin aufzuklären, haben Paul Scott Thorner von der University of Toronto und Duangpen Thirabanjasak von der Universität Bangkok inzwischen die Niere untersucht. Es zeigte sich, dass sich bei den Einstichstellen der Injektionen sogenannte myeloproliferative Läsionen gebildet hatten: verklumpte Blutgefäße und Knochenmarkzellen. Solche Läsionen waren bisher noch nie bei Patienten beobachtet worden. Die Wissenschaftler warnen vor einer bedenkenlosen Therapie mit Stammzellen, da zwischen Forschung und Behandlung noch eine große Lücke klaffe.