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Fugzeuge: Hansdampf in allen Gassen

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Fugzeuge: Hansdampf in allen Gassen
Neuartige Senkrechtstarter sollen die Fliegerei revolutionieren und Hubschrauber bald überflüssig machen.

Seltsam, dieser Vogel: Grau und plump hockt er auf dem Rollfeld des US-Flugplatzes Arlington in Texas, die riesigen schwarzen Propeller an den Flügelenden nach oben geklappt. Rollfeld? Braucht er nicht: Kaum gibt der Pilot Gas, geht der 20-Tonner mit Namen „Osprey“ (Fischadler) senkrecht in die Luft. Noch im Steigflug kippen die Rotoren nach vorn, und der Luftikus saust horizontal davon. In eine glorreiche Zukunft, hoffen die US-Luftfahrtkonzerne Bell und Boeing. Denn die exotische Mischung aus wendigem Helikopter und schnellem Flugzeug ist der erste serienmäßige Kipprotor-Senkrechtstarter der Welt. Er soll den Flugzeugmarkt revolutionieren. „In Zukunft werden Kipprotor-Flugzeuge so üblich sein wie heute Cessnas und Beechcrafts“, prophezeit ein Bell-Manager. Denn der neue Vogel kann mehr Nutzlast viel weiter transportieren als ein Hubschrauber, und das doppelt so schnell – bis zu 560 Kilometer in der Stunde. Trotzdem genügt ihm zur Landung ein stabiles Flachdach. Ursprünglich war er eine Entwicklung für die Armee. Denn der Kipprotor-Senkrechtstarter eignet sich ideal für militärische Landeoperationen von See aus, wobei der Allround-Flieger 24 Soldaten über 1000 Kilometer weit befördern kann. Das US-Marine Corps orderte insgesamt 458 Ospreys – Auftragsvolumen: knapp 20 Milliarden Dollar. Auch als Rettungsflieger, Waldbrandlöscher und Versorger für Bohrinseln könnte der Kipprotor den Hubschrauber bald ablösen. Doch das größte Geschäft wittern Bell und Boeing im Passagiermarkt. Das neue Konzept könnte „die Zivilfliegerei ähnlich beeinflussen wie in den fünfziger Jahren die ersten Interkontinental-Bomber die Entwicklung der großen Passagier-Jets“, glaubt Hans Mark, Luftfahrt-Experte an der University of Texas in Austin. Marktstudien zeigen, daß auf sieben der Top-Ten-Airports der USA ein Drittel aller Starts auf Kurzstreckenflüge entfällt. Da die meisten Flughäfen chronisch verstopft sind, käme der neue Wundervogel, der keine Start- und Landebahn braucht, gerade recht. Allerdings pocht die US-Luftfahrtbehörde bei neuen Linienmaschinen auf strenge Sicherheitsnachweise. Deshalb bauen Bell und Boeing zunächst die sechs- bis neunsitzige Kleinversion „ 609″. Dieses Jahr sind die ersten Vögel startklar. Fernziel der Entwicklung ist eine 40sitzige Passagiermaschine für Kurzstrecken. Osprey ist das erste Flugzeug, dessen tragende Teile komplett aus Kohlenstoff-Fasern bestehen, einem Material, das doppelt so stabil und dabei um ein Viertel leichter ist als Aluminium. Zum Schutz vor Blitzschlag werden in die Kunststoffhülle dünne Kupferdrähte eingearbeitet – eine Art „ Faraday-Käfig light“. Beide Rotoren sind über eine Welle miteinander gekoppelt. Fällt ein Motor aus, treibt der andere dessen Propeller mit an. Weitaus preiswerter sind die senkrecht startenden Gyroplanes von Groen Brothers Aviation und CarterCopter. Sie schraubt jeweils ein Dachrotor in die Höhe, wobei die Antriebswelle anschließend auf einen Flugpropeller am Kabinenheck umschaltet. So wird ein Kreisen um die eigene Achse vermieden und der Flieger geradeaus bis auf 700 Kilometer pro Stunde beschleunigt. Auftrieb gibt der via Fahrtwind mitdrehende Dachrotor. Die kleinen Flitzer sind billiger und ökonomischer als jeder Hubschrauber. So verbraucht der fünfsitzige CarterCopter nur rund 25 Liter auf 100 Kilometer. Sicherer sind sie ebenfalls: Fällt der Heckpropeller aus, segeln sie mit ihrem mitdrehenden Dachrotor automatisch zur Erde. Allerdings können die Gyroplanes nicht starr auf der Stelle schweben. Das aber dürften eilige Manager leicht verschmerzen.

Hansjörg Heinrich

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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