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Der Eifel-Plume ist eingegrenzt

Allgemein

Der Eifel-Plume ist eingegrenzt
Geophysiker haben im Untergrund zwischen der Eifel und Lothringen eine heiße Zone lokalisiert. Sie ist die Ursache für die jungen Vulkane der Eifel.

Südwestlich von Bonn brodelt es: Aus scheinbar ruhigen Seen steigen kleine Bläschen auf. Vulkanschlote und Maare wie der berühmte Laacher See künden von der explosiven Vergangenheit dieser Region. Die Ursachen für den Eifel-Vulkanismus waren bis vor kurzem noch unklar. Die meisten Vulkane der Erde befinden sich am Rand von tektonischen Platten, wo sich Teile der äußeren Erdhülle übereinanderschieben und teilweise aufschmelzen. Weil solche Schmelzen leichter sind als das umgebende Gestein, können sie bis an die Erdoberfläche vordringen und Vulkanausbrüche auslösen. Die Ausbruchstellen in Westdeutschland liegen dagegen inmitten des Kontinents. Seit 1997 haben Geowissenschaftler aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und Frankreich im Rahmen des „ Eifel-Plume-Projekts“ nach dem Herd gesucht, der für die Ausbrüche in dieser Region verantwortlich ist (siehe bild der wissenschaft 12/1998, „Die Hexenküche“). Als Plume bezeichnet man eine Zone im Erdmantel, von der aus Magma in schmalen „Schläuchen“ aus großer Tiefe aufsteigt. Der Auftriebsmechanismus ist mit dem einer Vogelfeder in der Luft vergleichbar. Deshalb nennen Geowissenschaftler solche Zonen „Plume“ (englisch: „Feder, Rauchfahne“). Um den Plume der Eifel aufzuspüren, installierten die Forscher rund um die Vulkanfelder das umfangreichste Meßnetz für Erdbeben in Europa. Erste Ergebnisse präsentierten sie bei einer Tagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft. „Vor allem im Erdmantel unter der Ost- und Westeifel ist der Untergrund sehr heiß“, berichtet Dr. Joachim Ritter, der an der Universität Göttingen die Forschungsarbeiten koordiniert. „Dort zieht sich in etwa 30 Kilometer Tiefe eine schlauchförmige Zone vom Osteifel-Vulkanfeld bei Mayen nach Westen in Richtung Trier.“ Die Obergrenze des rund 150 Kilometer breiten Plumes sinkt bis nach Lothringen in eine Tiefe von 300 Kilometern ab. Unklar ist bislang, wie tief die heiße Zone reicht. Für das Innere des Eifel-Plumes wurden Temperaturen zwischen 1000 und 1400 Grad Celsius errechnet. Damit ist er etwa 200 Grad heißer als seine Umgebung. Die Forscher schließen aus dem Mineralbestand der vulkanischen Gesteine, daß sich im Eifel-Plume in den letzten 600000 Jahren immer wieder kleine Gebiete mit Gesteinsschmelzen bildeten, die bis an die Erdoberfläche aufstiegen und die rund 300 Eifel-Vulkane speisten. Bis heute haben Forscher weltweit etwa 50 „heiße Zonen“ im Erdmantel entdeckt. Zu den berühmtesten Mantel-Plumes gehört der unter Hawaii. Dort schiebt sich die Erdkruste des Pazifischen Ozeans langsam über eine heiße Zone in 20 Kilometer Tiefe. Wie ein Schweißbrenner, der ein über ihn hinwegziehendes Blech punktuell durchlöchert, brennt der Plume Löcher in die Erdkruste. Das aufdringende Magma speist die Vulkane der Inselkette von Hawaii. Ritter hält die Plume-Forschung in der Eifel für wegweisend: „In ein bis zwei Jahren werden wir über den Eifel-Vulkanismus und den Plume im Untergrund erheblich mehr wissen als über den riesigen Hawaii-Plume.“ Dann läßt sich vielleicht auch sagen, ob und wann ein erneuter Ausbruch der gefährlich jungen Eifel-Vulkane bevorsteht.

Holger Wüstefeld

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