Glauben Sie, daß die alten Ägypter schon Glühlampen benutzten, wie Erich von Däniken behauptet? Unsinn, belegt Markus Pössel. Wenn man den Kulturkreis, aus dem entsprechende Bilder und Hieroglyphen stammen, näher studiert, wird offensichtlich, daß die alten Ägypter mit der Elektrizität nichts am Hut hatten. Pössel stellt in seinem Buch den Methoden solider Forschung die der Pseudowissenschaft gegenüber. Der Physiker wählt dafür Themen, mit denen von Däniken und von Buttlar ihre Bestseller ausschmücken und zeigt, wie sich – sei es aus Einfalt, sei es wohlkalkuliert – durch die Auswahl von Fakten, die ins Konzept passen, und durch Weglassen störender anderer die wunderlichsten und verkaufsträchtigsten Sensationen erzielen lassen. Seriöse Forscher berücksichtigen alle zugänglichen Quellen – gerade dann, wenn sie der vorgefaßten Meinung widersprechen. Wundern Sie sich etwa, daß Eingeborenen in Afrika der nur in großen Fernrohren erkennbare Begleitstern des Sirius bekannt gewesen sein soll – ein Wissen, das ihnen nur außerirdische Besucher beigebracht haben können? Johannes von Buttlar ist davon überzeugt. Lesen Sie bei Pössel die ganze Geschichte, und die Sensation löst sich in Nichts auf. Hat von Däniken Sie überzeugt, daß die Evolutionstheorie falsch und die Welt erst vor etwa 10000 Jahren entstanden ist, allen wissenschaftlichen Altersbestimmungen zum Trotz? Pössel macht Sie mit Fakten vertraut, die von Däniken übersehen hat. Den Ufo-Geschichten des Johannes von Buttlar setzt er eine Studie über den Wert von Augenzeugenberichten entgegen: Nachweislich erinnert sich mancher Beobachter an ein verrücktes Ereignis, das nachweislich so nicht stattgefunden hat. Man muß ihn deshalb nicht gleich zum Psychiater schicken – denn falsche Erinnerungen sind keine Fehlfunktionen eines kranken Gehirns, sondern eine normale Eigenschaft unseres Erinnerungsvermögens. Man wundert sich, wie von Däniken und von Buttlar ihre Bücher zusammenschreiben. Der eine, der Hotelbranche entstammend, scheut sich nicht, es mit den Fachgelehrten der Archäologie, der Geschichte und der Biologie aufzunehmen, während der andere, dessen wissenschaftliche Vorbildung ebenfalls im Dunkeln bleibt, über die modernsten physikalischen Theorien schreibt, ohne sie verstanden zu haben, wofür der Physiker Pössel zahlreiche Beispiele bringt. Das Buch macht deutlich, daß wahre Wissenschaft ungleich spannender sein kann als auf Sensation frisierte Spinnerei. Prof. Rudolf Kippenhahn war Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik. Er ist Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher.
Markus Pössel PHANTASTISCHE WISSENSCHAFT Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar Rowohlt Taschenbuch Reinbek 2000 414 S., DM 19,90
Rudolf Kippenhahn / Markus Pössel