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Nichts juckt stärker

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Nichts juckt stärker

Wenn es nach einem Sommerspaziergang in Feld und Flur an den Beinen juckt, denken die meisten an einen Mückenstich oder Zeckenbiß. In vielen Fällen jedoch stecken ganz andere Quälgeister dahinter: Larven von Grasmilben (Neotrombicula autumnalis, auch Herbst- oder Erntemilben genannt). Der Biologe Dr. Jörg-Thomas Franz vom Institut für angewandte Biologie der Universität Paderborn betont: „Es gibt nur wenige Stiche oder Bisse von anderen Quälgeistern, die dermaßen jucken. Und der Juckreiz kann mehr als eine Woche andauern.” Ab März schlüpfen die 0,2 bis 0,3 Millimeter großen Hautparasiten und besetzen die Spitze von Grashalmen. Dort lauern sie auf warmblütige Tiere. In der Regel sind das Nagetiere oder Vögel, aber auch Katzen und Hunde. Doch die Milben-Larven klammern sich auch gern an Menschen wie Spaziergänger oder Gartenarbeiter. Dort suchen sie sich eine geeignete Anzapfstelle: dünne Haut in warmen, feuchten Zonen, zum Beispiel unter den Achseln oder bei den Genitalien. Oft beißen sie auch dort zu, wo ihre Wanderung über die Haut aufgehalten wird: an den Bündchen von Socken oder am Rand der Unterwäsche. Die Larven lassen erst wieder vom Wirt ab, wenn sie sich auf die dreifache Größe vollgesaugt haben. Dabei dringt die winzige Larve mit ihren Mundwerkzeugen nur etwa einen hundertstel Millimeter in die Haut ein. Doch ihr Speichel, den sie in die kleine Wunde absondert, enthält Enzyme, welche die oberste Zellschicht der Haut auflösen. Die verflüssigten Hautzellen saugt die Larve auf. Dabei baut sie einen dünnen Kanal von bis zu 0,2 Millimeter Tiefe in die Haut – bis sie auf Blut stößt. Davon trinkt sie während mehrerer Stunden. Als Reaktion bilden sich um den Kanal juckende Knötchen oder Quaddeln. Doch so unangenehm und schmerzhaft ein Grasmilben- Befall auch sein mag: Krankheiten übertragen die Tiere keine. Allerdings entzünden sich die Bißstellen häufig durchs Kratzen. Jörg-Thomas Franz empfiehlt deshalb, die geröteten Stellen zu desinfizieren und den Juckreiz mit Salben, Essig oder Zitronensaft zu lindern. Die blutgefüllten Larven lassen sich schließlich vom Wirt fallen und graben sich in die Erde ein. Hier entwickeln sie sich weiter, bis sie – nach einer Winterruhe – zu ausgewachsenen Milben werden. Diese leben im Boden und stellen kleineren Insekten oder Würmern nach. Dort legen die Milben-Weibchen auch ihre Eier, manchmal bis zu 400 Stück auf einmal, bevorzugt an feuchten Stellen von Flußufern oder Obstbaumwiesen. Möchten Sie die Milben-Larven in natura sehen? Es gibt eine einfache Fangmethode: Legen Sie eine weiße Kachel ins Gras. Schon nach wenigen Minuten krabbeln die winzigen orangeroten Milbenlarven in die Falle. Mit einer Lupe können Sie die sechsbeinigen Tierchen gut studieren.

Ulrich Fricke

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