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„Ich liebe den Prozess des Denkens

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„Ich liebe den Prozess des Denkens

„Ich liebe den Prozess des Denkens – egal um welches Thema es sich handelt“, sagt Igor Gornyi (33). „Je schwieriger ein Problem ist, desto mehr Spaß macht es mir, darüber nachzudenken.“ Sicher mit ein Grund, warum sich der russische Physiker mit dem abstrakten Thema des Quantentransports in Nanostrukturen beschäftigt. Am Institut für Nanotechnologie am Forschungszentrum Karlsruhe untersucht er den Stromtransport in kleinsten Dimensionen und will mit seinen Arbeiten einen Grundstein für die Nanoelektronik legen. Seine Theorie soll irgendwann ermöglichen, Dutzende PCs auf einem Stecknadelkopf unterzubringen.

Die Rahmenbedingungen dafür könnten besser nicht sein: Im vergangenen Jahr erhielt Gornyi den European Young Investigators Award (EURYI), der mit etwa einer Million Euro dotiert ist. Er gibt ihm die Möglichkeit, eine eigene Forschungsgruppe zu finanzieren, die ihm helfen soll, offene Fragen zu beantworten. „ Gerade in der Physik kommt man alleine kaum weiter“, freut sich Gornyi über diese Chance. „Gedanken auszusprechen ist für das eigene Verständnis sehr wichtig. Obwohl ich eigentlich ein friedliebender Mensch bin, der Konfrontationen meidet, übernehme ich in Diskussionen gerne die Opposition – selbst wenn ich weiß, dass das, was ich sage, falsch ist.“ So, sagt er, könne man der Wahrheit am besten auf die Schliche kommen.

Zur Wissenschaft fand der diskussionsfreudige Denker durch die Schule und das russische System: „Die Wissenschaft war der einzige Weg, wie man unter Menschen mit anderen Interessenslagen kommen konnte – seien es Künstler, Buchautoren oder Wissenschaftler. Das System hat intelligente Menschen quasi in die Wissenschaft gedrückt.“ Vielleicht, überlegt er weiter, sei das ein Grund für den Erfolg russischer Forscher. In Deutschland fühlt sich der gebürtige St. Petersburger sehr wohl und kann sich gut vorstellen zu bleiben. Er genießt die zentrale Lage Deutschlands in Europa. Gemeinsam mit seiner Frau erkundet er gerne die Nachbarländer – wenn er seinen Urlaub nicht in Russland verbringt, um Familie und Freunde zu besuchen. „Mein eigentliches Reisebüro ist aber das Institut für Physik“, schmunzelt Gornyi. „ Wir Physiker haben wirklich Glück, dass wir so viel reisen müssen.“ Oft hängt er an die Konferenzen noch ein paar Tage Urlaub an, um ein wenig mehr vom jeweiligen Land zu sehen.

Sport bleibt dabei aus Zeitgründen meist auf der Strecke: In seiner Kindheit war er begeisterter Eiskunstläufer und übte die Pirouetten auf Leistungssportniveau. Heute spielt er lediglich noch mit Freunden Fußball und Billard. Als weiteren Ausgleich zu seiner Arbeit übersetzt er russische Gedichte und Liedtexte ins Englische. „Üblicherweise komme ich aus der Arbeit und widme mich anderen Dingen“, erzählt Gornyi. „Aber wenn ich einmal anfange, über die Arbeit nachzudenken, dann kann ich den Denkprozess nicht mehr stoppen.“

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