Das glaube ich nicht
In rund 14 Milliarden Kilometer Entfernung, dem 90-fachen des Abstands von Sonne und Erde, endet der Einfluss des solaren Magnetfelds. Hier kollidiert der Sonnenwind mit Teilchen aus dem interstellaren Raum der Milchstraße. Dabei werden neutrale Wasserstoff-Atome aus dem interstellaren Medium beschleunigt und können mit Geschwindigkeiten von 50 bis 1100 Kilometern pro Sekunde ins innere Sonnensystem gelangen. Diese Atome werden seit Oktober 2008 mit dem Interstellar Boundary Explorer (IBEX) gemessen. Er hat erstmals eine Karte des Terminationsschocks erstellt, quasi der „Hülle“ des Sonnensystems, denn die neutralen Atome werden durch die Magnetfelder der Sonne und Planeten nicht abgelenkt.
Die Messergebnisse des nur 107 Kilogramm schweren Kleinsatelliten IBEX waren verblüffend: Statt einer homogenen Karte mit etwas mehr Teilchen von der „Bugseite“ des Terminationsschocks fand IBEX ein schleifenförmiges Band höherer Dichte mit einzelnen Zonen besonders großer Häufigkeit an neutralen Atomen, aber keinen Dipol (siehe bild der wissenschaft 3/2010, „An der Grenze des Sonnensystems“). Die Wissenschaftler hatten die Stärke des Magnetfelds, das den interstellaren Raum durchzieht, weit unterschätzt.
Die fortgesetzten IBEX-Messungen der letzten Zeit sorgten nun für eine neue Überraschung: Eine der Verdichtungen in dem Band, die wohl eine Art „Knoten“ im Magnetfeld widerspiegeln, hatte sich binnen weniger Monate aufgelöst. „Die Entdeckung der Veränderungen zeigt, dass die Wechselwirkung zwischen Sonne und Milchstraße erstaunlich dynamisch ist“, staunt IBEX-Chefwissenschaftler David J. McComas vom Southwest Research Institute in San Antonio, Texas. Nicht nur die Sonnenaktivität, sondern auch der Einfluss des interstellaren Mediums in unserer Nachbarschaft schwankt anscheinend sehr.
