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DAS LEUCHTENDE STACHELDING

Astronomie|Physik

DAS LEUCHTENDE STACHELDING

„Dieses Jahr wollen wir aber einen richtigen Weihnachtsstern!“ Der Satz kam aus heiterem Himmel. Aber wenn meine Tochter Maria mit solcher Entschiedenheit sprach, war höchste Vorsicht geboten.

„Was meinst du mit einem ‚richtigen‘ Weihnachtsstern?“ fragte ich.

„Wie bei Großvater!“

Inzwischen hatte sich auch Christoph eingefunden: „Du meinst dieses Stachelding, das dort im Flur hängt?“

Maria tat beleidigt: „Davon verstehst du nichts! Das ist ein schöner Weihnachtsstern. So einen will ich.“

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Aha. Jetzt war klar: nicht ‚wir wollen‘, sondern sie will.

Mein Problem war: Ich hatte nur eine vage Vorstellung von dem Stachelding. Deshalb fragte ich: „Weißt du noch, wie der Stern aussieht?“

Maria antwortete ohne Zögern: „Spitze Strahlen in alle Richtungen. Und schön beleuchtet.“

Das half nicht wirklich.

„Wie sehen denn die Strahlen aus?“, wollte ich wissen. „Vorne haben sie eine Spitze, gut. Aber was ist am anderen Ende?“

„Rund“, war Marias Antwort, die gar nicht wusste, was ich wollte.

„Ich glaube nicht“, entgegnete ich. „Denn dann würden in der Mitte viele Kreise aufeinander treffen, und Kreise passen nicht gut zusammen.“

„Man müsste viel Klebstoff nehmen“, war ihr pragmatischer Vorschlag.

„Aber diese Menge von Klebstoff würde sehr unordentlich aussehen.“

„Der Stern bei Großvater ist aber sehr schön!“, betonte sie.

„Genau. Deshalb glaube ich nicht, dass das Kreise sind. Vielleicht Dreiecke oder Vierecke?“, fragte ich.

Maria überlegte kurz. „Wie soll denn das gehen: An einem Ende eine Spitze und am anderen ein Viereck?“

Aber während sie die Frage stellte, kam ihr die richtige Idee: „Man kann einfach eine Spitze formen und den Stachel am anderen Ende rund machen. Dann kann man das Papier so zusammendrücken, dass es am dicken Ende ein Viereck ist.“

„Klar. Kein Problem. Kann aber auch ein Dreieck sein“, sagte ich.

„Stimmt. Oder ein Sechseck. Oder was du willst“, bestätigte Maria.

In dem Augenblick kam Christoph, der vorübergehend verschwunden war, mit genau dem Stern zurück, den wir uns vorzustellen versuchten. „Ich wusste, dass wir auch mal so einen hatten. Er lag beim Weihnachtszeug“, meinte er.

Maria und ich waren sprachlos – obwohl das Ding, das Christoph in der Hand hielt, keineswegs perfekt war. Im Gegenteil: Der Stern war nicht nur staubig und voller Spinnweben, sondern einzelne Stacheln hatten sich halb gelöst und hingen nur noch lose mit dem Rest zusammen.

Maria fand als Erste die Sprache wieder: „Genau wie wir es überlegt hatten: Dreiecke und Vierecke!“

„Und wie muss man die Drei- und Vierecke zusammenfügen?“, fragte ich.

„Mit Büroklammern“, antwortete Christoph trocken.

„Ich meine die Anordnung der Dreiecke und Vierecke.“

Beide Kinder beugten sich über das Modell. „Hier ist ein Ring aus Vierecken“, entdeckte Christoph.

„Und aus wie vielen Vierecken besteht der?“, wollte ich wissen.

Während Christoph zählte, rief Maria: „Hier ist noch so ein Ring!“

Der dritte Ring war aufgrund des schlechten Zustands nur unvollkommen zu sehen.

Maria hatte gezählt: „Insgesamt sind es 18 viereckige Spitzen.“

„Und 8 dreieckige“, ergänzte Christoph.

„Und wie liegen die Dreiecke?“

„Was heißt, wie liegen die?“, war seine irritierte Gegenfrage.

„Wovon sind sie umgeben?“

„Nur von Vierecken.“

Ich fasste zusammen: „Die Mitte des Sterns ist ein sehr regelmäßiger Körper. Er besteht aus Dreiecken und Quadraten. Jedes Dreieck ist nur von Quadraten umgeben, und an jeder Ecke kommen genau drei Vierecke und ein Dreieck zusammen.“

„Und auf diesen Körper hat man sozusagen nur die Strahlen aufgesetzt“, wusste Christoph.

„Genau. Und weil der Körper in der Mitte so regelmäßig ist, wird der Stern so schön.“

„Für Weihnachten basteln wir so einen Stern. Dieses verstaubte Stachelding kannst du wieder wegräumen“, beendete Maria die Debatte.

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