Die bolivianische Regierung setzt große Hoffnungen in die Entwicklung einer Lithium-Produktion am Salar de Uyuni – einem riesigen Salzsee im Hochland zwischen mächtigen Andengipfeln. Doch dieses Ziel lässt sich nicht ohne internationales Know-how und Kapital erreichen. „Die lange Kolonialgeschichte und Ausbeutung der bolivianischen Bodenschätze durch ausländische Regierungen und Unternehmen, ohne dass es wirtschaftliche Entwicklungschancen für die lokale Bevölkerung gab, sind noch in schmerzlicher Erinnerung“, sagt Lukas Rüttinger vom Berliner Politik-Beratungsinstitut Adelphi. Eine solche Ausplünderung will die Regierung in La Paz beim Lithium unbedingt verhindern. „ Deshalb wird jegliches Engagement ausländischer Investoren nur unter der Voraussetzung einer starken Rolle des bolivianischen Staates akzeptiert werden“, stellt Rüttinger fest. „Einige internationale Firmen haben sich schon mit dieser Auflage einverstanden erklärt.“
In der Vergangenheit gab es in immer wieder Konflikte in Potosi – der Provinz, in der sich der Salar de Uyuni befindet. Es ist zu befürchten, dass auch der geplante Abbau der riesigen Lithium-Vorkommen in dieser Region zu Auseinandersetzungen führen wird, wenn sich die Menschen dort übergangen fühlen. Die indianische Bevölkerung in Potosi ist stark organisiert, und die Minenarbeiter spielten eine entscheidende Rolle bei den vielen Konflikten und Staatskrisen Boliviens. Daher ist ein besonders sensibles Vorgehen erforderlich. Wird die Bevölkerung nicht frühzeitig bei der Erschließung der Lithium-Reserven eingebunden und nimmt man ihre Interessen nicht ernst, so wird das bei den Menschen ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Benachteiligung auslösen, prophezeit Rüttinger. Und er warnt: Die Folge könnten heftige Kontroversen sein – eine Gefahr auch für die künftige weltweite Versorgung mit dem Rohstoff Lithium.