Grippewellen entstehen in Ost- und Südostasien und breiten sich von dort über die gesamte Erde aus – auf einer Art evolutionärer Einbahnstraße, die gleichzeitig eine Sackgasse ist. Das schließt ein internationales Forscherteam um Colin Russell von der britischen University of Cambridge aus Analysen von über 13 000 Proben des Influenza-A-Virus vom Typ H3N2. Diese Viren sind die häufigsten Erreger der Grippewellen, die jedes Jahr bis zu 15 Prozent der Weltbevölkerung erfassen, wobei zwischen 250 000 und 300 000 Menschen sterben.
Die Viren zirkulieren demnach das ganze Jahr über in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Regionen Asiens. Dort entwickeln sie sich weiter, bis sie ihre Weltreise antreten: Zuerst gelangen sie nach Australien und Neuseeland, dann, etwa sechs bis neun Monate später, nach Europa und Nordamerika, und schließlich, wiederum sechs bis neun Monate später, erreichen sie Südamerika. Dort ist Schluss, beobachteten die Forscher – die Welle ebbt ab und die Viren sterben.
Wichtig sind die Ergebnisse vor allem für die Suche nach Impfstoffen, die aufgrund der extrem schnellen Veränderung der Influenza-Viren ständig neu entwickelt werden müssen. Dazu trifft sich jedes Jahr eine Expertenkommission der Weltgesundheitsorganisation WHO, die entscheidet, welcher Stamm aktuell die größte Gefahr darstellt. Von der Impfung profitieren jährlich etwa 300 Millionen Menschen.