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DIE RÜCKKEHR DES ODER-STÖRS

Erde|Umwelt

DIE RÜCKKEHR DES ODER-STÖRS
Der Stör, einst einer der wichtigsten Speisefische, ist heute bei uns ausgestorben. Deutsche und polnische Biologen siedeln ihn jetzt in Oder und Ostsee wieder an.

Es ist ein eisiger Novembermorgen, als 200 junge Ostseestöre (Acipenser oxyrinchus) in der Oder bei Ratzdorf zu Wasser gelassen werden. Die Zweijährigen starten nur zögerlich in ihr neues Leben. Sie lassen sich zunächst reglos an der Wasseroberfläche treiben, bevor sie zur Flussmitte abtauchen. Peter Schneider vom gleichnamigen Fischerei-Unternehmen schiebt seine Schiffermütze zurück. Er hält eines der Prachtexemplare, das trotz seiner Jugend fast einen Meter misst, mit der Digitalkamera fest. „Hast wohl noch nie einen gesehen“, frotzelt ein Kollege. Einen Ostseestör hatte der Fischermeister aus dem brandenburgischen Biskow in der Tat noch nie im Netz. In deutschen Gewässern ist der Knochenfisch, der bis zu vier Meter lang und über 60 Jahre alt werden kann, seit einem halben Jahrhundert ausgestorben.

Um gemeinsam für den Erhalt der Art zu kämpfen, gründeten Wissenschaftler aus Forschungseinrichtungen und Verwaltung vor 15 Jahren die „Gesellschaft zur Rettung des Störs“. Der Name steht für ihr Programm: Der Verein koordiniert die Arbeiten für die Wiedereinbürgerung der Tiere. Geleitet wird das Projekt von Jörn Geßner, Fischereibiologe am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, finanziert wird es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bis heute flossen etwa 2,5 Millionen Euro in das Vorzeigeprojekt zur Erhaltung der Artenvielfalt.

250 MILLIONEN JAHRE ALT

Auf Höhe der Ortschaft Ratzdorf mündet die Neiße in die Oder. Im hohen Gras am Flussufer parken die Kleinlaster der Stör-Gesellschaft. Auf ihren Ladeflächen haben sie schon früh am Morgen die Wasserbassins mit den Jungstören vom Darß hergebracht. Auf dieser Ostseehalbinsel wurden die Störe aufgepäppelt, nachdem sie als Eier und Larven zwei Jahre zuvor aus Kanada nach Deutschland eingeflogen worden waren (siehe „Der Euro-Stör und der Einwanderer“). Die Aufzucht ist ein schwieriges Unterfangen, denn insbesondere in der Anfütterungsphase sind die Larven sehr wählerisch. „Wir wissen immer noch nicht genau, welches Futter sie brauchen und in welcher Menge“, sagt Gerd-Michael Arndt, der am Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern für die Stör-Babys zuständig ist. Erst gab er ihnen Salinenkrebse und Teichplankton. Nach einigen Monaten stellte er sie auf Trockenfutter um. Doch seit dem Aussetzen in der Oder verspeisen die Jungstöre die dortigen Krebse, Muscheln und Würmer – als hätten sie nie etwas anderes gefressen. „Die Umstellung ist kein Problem“, erzählt Arndt, „da scheint der Instinkt zu funktionieren.“

Wahrlich archaisch mutet dieser Fisch an. Seine fossilen Spuren reichen in die Zeit der Dinosaurier zurück. Mit einem Alter von 250 Millionen Jahren ist er nicht nur der älteste Süßwasserfisch, sondern zählt auch zu den urtümlichsten Wirbeltierarten auf dem Planeten. Der langgestreckte Körper ist durch fünf Reihen Knochenplatten geschützt. Mit seiner schaufelförmigen Schnauze sucht das Tier am Grund nach Fressbarem, wobei vier lange Barteln (Hautfäden) dabei helfen, die Nahrung mit dem rüsselförmigen Maul aufzusaugen.

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STÖRFLEISCH GAB’S DREIMAL PRO WOCHE

Der Stör ist ein Wanderfisch, ein Grenzgänger zwischen Süß- und Salzwasser. Die Brut schlüpft in den Flüssen. Nach einem halben Jahr wandern die Störe in Richtung Flussmündung, wo sie bis zu zwei Jahre leben. Bis zum siebten Jahr pendeln sie zwischen Flussmündung und Meer, um dann immer seltener zur Mündung zurückzukehren. Doch wenn sie geschlechtsreif sind, wandern sie zurück zu ihrer Geburtsstätte, Hunderte von Kilometern flussaufwärts. Dort legen die Weibchen auf Laichgründen aus Kieselsteinen bis zu 2,5 Millionen kleine, dunkelgraue, klebrige Eier ab.

Der Stör ist seit jeher wegen seines hellen, grätenfreien Fleischs ein beliebter Speisefisch. Die Elbfischer landeten ihn bis 1895 in großen Mengen an. In Hamburg-Sankt Pauli war eigens für den Störhandel eine Fischhalle gebaut worden. Überliefert ist auch, dass die Hamburger Dienstboten mit der Gesindeordnung 1880 durchsetzten, nicht häufiger als dreimal wöchentlich Stör aufgetischt zu bekommen. Doch der Stör reagierte als eine der ersten Fischarten auf die Zerstörung seines Lebensraumes im Gefolge der Industrialisierung. Abwässer aus Städten und Fabriken gelangten ungereinigt in die Flüsse. Um die Orte entlang der Flüsse vor Hochwasser zu schützen, wurden Ende des 19. Jahrhunderts die Flussbetten begradigt und vertieft. Deiche, Schleusen und Staustufen wurden gebaut. Durch die Begradigungen verkürzte sich beispielsweise die Oder in den letzten 150 Jahren von ursprünglich 1240 auf heute 850 Kilometer.

Drei Viertel der ursprünglichen Aueflächen waren damit zerstört. Für die Schifffahrt legte man Buhnen und Uferbefestigungen an, sodass die Oder wie durch einen Kanal geleitet wird, der gleichmäßig tief ist und gleichförmige Strömungsverhältnisse aufweist. Das sind schlechte Bedingungen für den Stör, der sich bevorzugt in Vertiefungen aufhält: „Durch diese Maßnahmen verloren die Störe ihre Laichplätze, und die Wanderwege wurden abgeschnitten“, sagt Jörn Geßner vom IGB. Endgültig besiegelt wurde das Schicksal des Störs zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die intensive Fischerei. Wegen seiner Größe und der bekannten Wanderwege ist er leicht zu fangen. Und weil der Stör bis zu 15 Jahre braucht, um geschlechtsreif zu werden, erholen sich die Bestände von einer Überfischung nur schwer. So wurde 1968 der letzte Oder-Stör gefangen – im Stettiner Haff.

Gegen Mittag setzen Geßner und sein Team bei Ratzdorf den letzten der 200 Jungstöre in die Oder. Die beteiligten Wissenschaftler führen genau Buch: 5000 Fische haben sie – in Polen wie in Deutschland – innerhalb von zwei Jahren ihrem ursprünglichen Lebensraum wieder anvertraut. Dem gingen akribische Recherchen voraus. Denn weil die Ostseestöre schon so lange verschwunden sind, ist heute nur noch wenig über ihre Wanderwege und ihr Verhalten bekannt. Die Wissenschaftler wälzten also historische Schriftstücke und entdeckten darin beispielsweise Hinweise auf Kiesbänke, die von den Stören zum Laichen genutzt wurden. In einem nächsten Schritt untersuchten sie die Bänke auf ihren derzeitigen Zustand. „Wir waren tagelang mit dem Schlauchboot, mit Unterwasserkameras, GPS-Empfängern und Echolot unterwegs, bis wir die Laichstellen endlich fanden“, berichtet Geßner. Viele Informationen konnten die Biologen auch aus den Beobachtungen der französischen Kollegen an der letzten europäischen Stör-Population in der Gironde-Mündung ziehen (siehe „Der Euro-Stör und der Einwanderer“).

ULTRASCHALL-SENDER IM BAUCH

Die neuen Oderbewohner stehen unter eingehender Überwachung. Denn aus ihrem Verhalten wollen die Wissenschaftler Rückschlüsse ziehen, inwieweit die Oder wieder als Lebensraum für Störe geeignet ist. Dafür haben sie einigen Tieren Ultraschall-Sender in die Bauchhöhle implantiert. Die Signale werden von Bojen aufgefangen, die flussabwärts ausgesetzt wurden. Auch ein Forschungsschiff folgt den Fischen und sammelt über ein sogenanntes Hydrophon, ein Unterwasser-Mikrofon an einem ausfahrbaren Flügel, die Schallwellen der Sender ein. Im vergangenen Sommer haben Telemetriker Frank Fredrich und Kollegen drei Wochen lang die ersten ausgesetzten Jungstöre verfolgt – Tag und Nacht. „Wir haben sie jede Stunde geortet“, erzählt er. „ Tagsüber waren sie ruhig, aber nachts sind sie stur flussabwärts geschwommen.“ Projektleiter Jörn Geßner war überrascht von der Geschwindigkeit, mit der die Störe wanderten: „In drei Tagen haben sie eine Strecke von 130 Kilometern zurückgelegt!“

Mit der bisherigen Entwicklung ihrer Zöglinge sind die Wissenschaftler zufrieden. „Sie sind, wie erwartet, flussabwärts bis zum Stettiner Haff gewandert und haben innerhalb von drei Monaten um 100 Prozent an Länge zugelegt“, so Geßner.

Ein Stör, den ein Fischer im März 2008 vor Rügen aus der Ostsee zog, hatte seine Länge sogar verdreifacht. Offensichtlich fühlen sich die Störe in ihrem neuen Lebensraum wohl und finden ausreichend Nahrung. „Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, können wir im nächsten Jahr mit dem Massenbesatz beginnen.“ Die jungen Ostseestöre sind Pioniere. Wenn es gelingt, diese anspruchsvolle Art wieder heimisch zu machen, den Lebensraum Oder an ihre Erfordernisse anzupassen, dann ist der Weg frei für weitere Wanderfischarten wie Lachs, Meerforelle, Maifisch oder Schnäpel.

Im Bundesamt für Naturschutz reichen die Pläne noch weiter. Nachdem es französischen Wissenschaftlern gelungen ist, die Europäischen Störe aus der Gironde zu vermehren, hat das Berliner Leibniz-Institut von dort mehrere Hundert Jungtiere erhalten. „ Die werden wir für den Besatz in westdeutschen Flüssen nutzen“, sagt Henning von Nordheim vom Bundesamt für Naturschutz. Das Vorhaben soll 2008 in Elbe oder Rhein beginnen. Um die Störe dauerhaft anzusiedeln, brauchen die Wissenschaftler jedoch Unterstützung von einer Gruppe Menschen, die einst als größte Feinde der Störe galten: Berufsfischer und Sportangler müssen beim Stör-Watching mithelfen. „Wir können nur mit den Fischern arbeiten, nicht gegen sie“, sagt Gerd-Michael Arndt.

Der Forscher gehört dem Verein Fisch und Umwelt an. Dessen Mitglieder informieren Sportangler und kommerzielle Fischer an Oder und Ostsee über die Ziele des Projekts und verteilen bei Veranstaltungen Faltblätter. Die Beobachtungen der Fischer sind wichtig für die Wissenschaftler, denn Bojen und Forschungsschiff sind nur kurzfristig und räumlich begrenzt im Einsatz.

10 EURO PRÄMIE FÜR JEDEN FISCH

Der Berufsfischer Thomas Müller ist der lebende Beweis für die gute Zusammenarbeit. Anders als sein Kollege von der Fischerei Schneider hat er im vergangenen Jahr fast 100 Störe gesichtet: Bereits drei Tage nach der letzten Besatzaktion pulte er die ersten Jungstöre aus seinen Netzen. Müller notierte die Nummern, die an den Rückenflossen befestigt waren, maß und wog die Tiere – und warf sie zurück in den Fluss. Die Zahlen gab er an die Wissenschaftler weiter. Beim Kaffee in der Dorfgaststätte von Ratzdorf überreicht Jörn Geßner dem Fischer eine Urkunde und einen Briefumschlag. Die zusätzliche Arbeit hat sich ausgezahlt, denn im Umschlag steckt eine Prämie von zehn Euro für jeden gemeldeten Fisch. Fischermeister Schneider ist vom Stör beeindruckt. „Das ist der König des Flusses. Macht einen sicher stolz, wenn man den im Netz hat“, brummelt er in seinen Bart. Auch er wird die Wiederansiedlung unterstützen. „Wir wollen die Chance nutzen, die wir hier bekommen.“ Er zeigt auf seine Söhne Robert und Henry. „Die Jungs werden den Stör irgendwann fangen dürfen.“ Doch die beiden werden sich noch eine ganze Weile gedulden müssen. Das Fischereiministerium rechnet mit einer regulierten überwachten Fischerei erst in ein paar Jahrzehnten. ■

MICHAELA LUDWIG, Journalistin in Hamburg, mag Fisch. Ihren ersten (Zucht-)Stör hat sie bei den Recherchen für diesen Beitrag probiert.

von Michaela Ludwig

MEHR ZUM THEMA

INTERNET

Gesellschaft zur Rettung des Störs: www.sturgeon.de

Fisch und Umwelt: www.fischumwelt.de/index1.html

Bundesamt für Naturschutz: www.bfn.de

WWF-Porträt des Störs: wwf-arten.wwf.de/detail.php?id=174

KOMPAKT

· Der 1968 ausgestorbene Oder-Stör war ein Nachfahre amerikanischer Störe.

· Deshalb stammen die Eltern der jetzt wieder in Oder und Ostsee angesiedelten Jungstöre aus Kanada. Sie wurden auf der Ostsee-Halbinsel Darß aufgepäppelt.

· Wer Lust auf Kaviar und Störfleisch hat, sollte zum Schutz des Wildstörs lieber zu Zuchtfischen greifen.

ZUCHTKAVIAR AUS HESSEN

Golden ist das Korn, schwarz oder braun. Nussiges Aroma und ein leicht salziger Geschmack nach Meer – so charakterisieren Kaviarkenner erstklassigen Wildkaviar. Doch weil der immer seltener und teurer wird, setzen Küchenchefs neuerdings auf Zuchtkaviar. „Die Qualität im Hochpreissegment hat sich in den vergangenen zwei Jahren drastisch verbessert“, sagt Christian Rach. „Ein Unterschied zum Wildkaviar ist kaum noch zu schmecken.“ Der Sternekoch kredenzt seinen Gästen im Hamburger Restaurant „ Tafelhaus“ seit zwei Jahren ausschließlich Zuchtkaviar.

Dieser Markt wächst. Im Jahr 2006 sollen weltweit etwa 250 Tonnen Zuchtkaviar gehandelt worden sein, das entspricht einem Marktanteil von fünf Prozent. Größter deutscher Kaviarproduzent ist die Desietra im hessischen Fulda mit einer Jahresproduktion von 4,6 Tonnen (2007). In dem Unternehmen des amerikanischen Investors William Holst werden in einer Aquakulturanlage etwa 140 Tonnen Sibirische (Acipenser baerii) und Russische Störe (Acipenser gueldenstaedtii) aufgezogen und gemästet. Fünf Umlaufpumpen wälzen das Wasser viermal stündlich um, reichern es mit Sauerstoff an und filtern es. Anders als in den offenen Teichanlagen Südeuropas wird hier ganzjährig Kaviar produziert. So kann die Delikatesse ohne das sonst übliche Konservierungsmittel Borax angeboten werden.

In guten Aquakulturanlagen mit einer Wassertemperatur von 21 bis 22 Grad sind weibliche Sibirische Störe nach fünf bis sechs Jahren geschlechtsreif, in der freien Wildbahn brauchen sie die doppelte Zeit. So lange müssen die Tiere durchgefüttert und gesund gehalten werden. Wie beim Frauenarzt wird Ultraschall benutzt, um das Reifestadium der Eier zu prüfen. Sind sie reif, setzen die Desietra-Mitarbeiter die Tiere auf eine sechswöchige Diät. Dafür kommen die etwa 20 Kilogramm schweren Weibchen in Becken, deren Wasser ständig gereinigt wird. Auf diese Weise wäscht sich das von Bakterien gebildete Geosmin ab, das dem Fischrogen sonst modrigen Geschmack verleihen würde. Beim Schlachten werden die Eierstöcke entnommen. Die Tiere tragen bis zu 15 Prozent ihres Eigengewichts an Eiern.

GUT ZU WISSEN: STÖR UND KAVIAR

• Die Störe zählen mit einem stammesgeschichtlichen Alter von 250 Millionen Jahren zu den urtümlichsten Wirbeltieren. Insgesamt gehören 27 Arten zur Familie der „Echten Störe“ (Acipenseridae). Sie sind in den Flüssen, Seen und Meeren Europas, Asiens und Nordamerikas beheimatet.

• Kaviar nennt man die unbefruchteten Eier des Störs, sie werden aus den Eierstöcken der Weibchen entnommen. Drei Störarten produzieren den Beluga-, Osetra- und Sevruga-Kaviar. 90 Prozent der auf dem Weltmarkt gehandelten Delikatesse stammen aus den Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres (Russland, Iran, Turkmenistan, Aserbaidschan, Kasachstan).

• Alle Störarten wurden 1998 in die Anhänge des Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) aufgenommen. Für den gesamten Kaviar-Handel müssen CITES-Genehmigungen vorliegen.

• Die Menge der erlaubten Kaviarproduktion ist rückläufig (sie sank zwischen 1999 und 2004 von 314 Tonnen auf 100 Tonnen), bei gleichbleibender Nachfrage. Raubfischerei und illegaler Handel schließen die Lücke. Nach Schätzungen des Deutschen Tierschutzbundes stammen bis zu 90 Prozent der Störeier, die weltweit gegessen werden, aus illegalen Quellen. Ein lukratives Geschäft, denn ein Kilo Beluga-Kaviar wird für 3000 Euro verkauft.

DER EURO-STÖR UND DER EINWANDERER

Zu Beginn ihrer Forschungen waren Jörn Geßner und seine Kollegen vom Oder-Projekt davon ausgegangen, dass in Nord- und Ostsee und deren Zuflüssen einst dieselbe Stör-Art gelebt hat: der Gemeine oder Europäische Stör (Acipenser sturio). Dessen letzte Vertreter leben heute in der französischen Gironde, wo sie vom Aussterben bedroht sind. Doch durch genetische Untersuchungen fanden Wissenschaftler um Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung heraus: Die in der Ostsee und ihren Zuflüssen heimischen Störe sind keine Euro-Störe, sondern Nachfahren des vor 1200 Jahren aus dem Atlantik eingewanderten Amerikanischen Atlantischen Störs (Acipenser oxyrinchus). Diese Art lebt noch heute in kanadischen Flüssen. Damit hatten die Forscher auf der anderen Seite des Atlantiks das geeignete Besatzmaterial gefunden. „Mit dem Ergebnis hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Methode der Wiederansiedlung mit dem kanadischen Nachwuchs auszuprobieren, ohne zunächst auf Tiere der stärker gefährdeten Art aus Frankreich zurückgreifen zu müssen“, sagt Jörn Geßner. Vor zwei Jahren wurden 30 Elterntiere nach Deutschland eingeflogen. Sie werden jetzt auf der Ostsee-Halbinsel Darß gehalten, um Nachwuchs zu produzieren.

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