Nomen est omen heißt es so schön. Doch manchmal können Namen einen ganz schön reinlegen. Wie etwa der Begriff Bildungssoftware. Der hört sich furchtbar dröge an. Doch halt, nicht gleich umblättern. Was beim diesjährigen Deutschen Bildungssoftware-Preis digita 2001 ausgezeichnet wurde, hat nichts mit dem zu tun, was man aus langweiligsten Unterrichtseinheiten zu kennen glaubt. Manches von dem, was für diesen Preis an Bildungssoftware angeliefert wurde, ist spannender, zumindest aber aufschlußreicher als die Realität.
Das Anne Frank Haus etwa, das in Amsterdam steht und die Scheußlichkeiten des Nazi-Regimes ebenso leise wie eindringlich vor Augen hält, hat durch die CD-ROM der Oberhachinger Producer „ TLC – The Learning Company“, eine würdige Bereicherung erfahren. Schülergerecht und wohl auch nachhaltiger als durch einen Gruppenbesuch im Museum erfährt der User durch die CD-ROM, wie Anne mit dem Nationalsozialismus konfrontiert wurde. Über einen hervorragend gestalteten interaktiven Rundgang kann man sich ins von den Deutschen besetzte Amsterdam der vierziger Jahre einklinken. „Den Herstellern ist es auf beeindruckende Weise gelungen, einen induktiven Ansatz zur Auseinandersetzung mit dem Leben unter den Bedingungen des Nationalsozialismus zu verwirklichen und dabei einen Spannungsbogen zwischen individuellen Schicksalen und allgemeinen historischen Kontexten nachvollziehbar darzustellen“, hieß es in der Laudatio, die Prof. Klaus Ring auf der diesjährigen Bildungsmesse in Hannover vortrug. Ring ist Leiter der „Stiftung Lesen“, und die ist einer der drei Träger des Deutschen Bildungssoftware-Preises. Die beiden anderen sind das Berliner Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft (IBI) sowie bild der wissenschaft. IBI-Chef Prof. Wilfried Hendricks verwies in Hannover darauf, was der Preis bezwecken will, der bereits zum sechsten Mal vergeben wurde: Signale zu setzen für Anbieter von Bildungssoftware, um sich gegen die vielen minderwertigen Produkte abzugrenzen, die den Markt auf Dauer gefährden. Signale aber auch für die Käufer, „ die durch bewußte Kaufentscheidungen für qualitativ überzeugende Produkte“ Herstellern das „Go“ zur Produktion anspruchsvoller Titel erleichtern.
Die Schirmherrin des diesjährigen Wettbewerbs, Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, betonte in ihrer Würdigung, die von Ministerialdirektor Dr. Knut Bauer vorgetragen wurde, daß sich der digita-Wettbewerb einen festen Platz im Bereich der Lernmedien geschaffen habe, bedauerte freilich, daß Lehrer noch immer unzureichend auf den Unterricht mit Neuen Medien vorbereitet seien. Der Wettbewerb digita ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Wissensgesellschaft, die lebenslanges Lernen erfordert. 100 Produkte haben sich in diesem Jahr um die Auszeichnung beworben – 14 mehr als im Vorjahr. Für einen Preis nominiert wurden 19. Doch nur 8 Teams kamen auf das Podest. Qualität geht der achtköpfigen digita-Jury eben vor Quantität.
Wolfgang Hess