Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Mit MAK gegen Triefnasen

Allgemein

Mit MAK gegen Triefnasen

Schluß mit Atemnot, triefender Nase und tränenden Augen? Das verspricht jedenfalls ein völlig neuartiges Allergie-Medikament. Es soll noch dieses Jahr im Herbst in Europa auf den Markt kommen. Bisher hat es in allen Studien überzeugt. Der Clou: Das Mittel wirkt gegen alle Allergien gleichermaßen. Eine spezielle, auf den jeweiligen Auslöser abgestimmte Therapie wie die Hyposensibilisierung ist dann nicht mehr notwendig.

Den Wirkstoff Omalizumab hat die Firma Novartis entwickelt. Er gehört zur Klasse der monoklonalen Antikörper (MAK). Das sind wahre High-Tech-Medikamente – quasi die ersten Früchte einer Saat, die Grundlagenforscher in Gentechnik, Zellbiologie und Immunologie vor fast 25 Jahren ausbrachten. MAK werden nicht wie gewöhnliche Antikörper vom Immunsystem produziert, sondern von Mäuse-Zellkulturen im Labor. Damit können sie in unbegrenzter Menge hergestellt und durch gentechnische Tricks genau auf eine gewünschte Aufgabe getrimmt werden.

Die Aufgabe von Omalizumab besteht darin, gezielt das Startmolekül der Allergie-Kettenreaktion im Immunsystem zu stoppen. Ein Allergen – wie Birkenpollen, Hausstaub oder ein Eiweiß aus Erdnüssen – wird von einer Gruppe der weißen Blutkörperchen, den B-Zellen, erkannt. Diese schütten daraufhin spezielle Antikörper aus, die IgE, die über den Blutstrom in die Schleimhäute wandern. Hier docken die IgE an die Mastzellen an und lösen die Ausschüttung von Histamin aus. Das ist der Stoff, der bei Heuschnupfen die Nase laufen läßt, bei Asthma die Luftwege verengt, bei Lebensmittel-Allergien den Darm rebellieren läßt oder bei Neurodermitis für Hautreizungen sorgt. Diese verhängnisvolle Kaskade kann Omalizumab schon in einem frühen Stadium unterbrechen. Es erkennt die im Blut schwimmenden IgE-Moleküle und fängt sie ab, bevor sie sich an die Mastzellen binden können.

Bisher gab es bei Antikörper-Therapien ein Problem: Die MAK stammen von Mäusezellen ab und sehen für das menschliche Immunsystem feindlich aus. Damit die MAK nicht vom Körper zerstört werden, haben Gentechniker das Antikörper-Gen in der Mäusezelle weitestgehend gegen menschliche Gen-Sequenzen ausgetauscht. Die Mauszellen produzieren nun einen zu 95 Prozent menschlichen Antikörper. Lediglich ein kleiner Rest, der für die Bindung an IgE sorgt, stammt weiterhin von der Maus. Einen solchen „humanisierten” MAK greifen menschliche Abwehrzellen meist nicht mehr an. Darum ist Omalizumab überwiegend gut verträglich, wie die Studien bisher bezeugen.

Der Wirkstoff sollte bei Pollen-Allergikern zwei bis vier Wochen vor Beginn der Pollensaison unter die Haut gespritzt werden. Dann kann ein- bis zweimal monatlich eine Auffrischung erfolgen. Bei anderen Allergien ist auch eine Dauerbehandlung möglich.

Anzeige

Bisher ist der MAK bei Asthma-Patienten, Pollen- Allergikern und bei Patienten mit Lebensmittel-Allergien in fast einem Dutzend Studien untersucht worden. Die Patienten hatten deutlich weniger Symptome und brauchten auch weniger Corticoide. Ob sich die Studien, die in der Mehrzahl vom Hersteller des Wirkstoffs unterstützt wurden, freilich im Alltag bestätigen, wird sich erst nach der Zulassung zeigen.

bdw-Community

InternetDie Grundlagen der Anti-IgE-Therapiewww.pharma.de.novartis.com/ inno/content1artikel. cfm?u=p&id_ausgabe=7

Allergie-Dokumentations- und Informations-Zentrum (ADIZ)www.adiz.de

Deutsche Hilfsorganisation Allergie und Asthma (DHAA)www.dhaa-hamburg.de/

Mehr Informationen unterwww.wissenschaft.de

LESENAnja Störiko ALLERGIEN Falken-Verlag, 2000DM 19,90

Elke BrüserALLERGIEN – DAS IMMUNSYSTEM AUF ABWEGENStiftung Warentest, 1998DM 29,80

Ulrich Fricke

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Pha|sen|raum  〈m. 1u; Phys.〉 ein mehrdimensionaler Raum, dessen Punkte den Bewegungszuständen eines Körpers od. Systems von Massen entsprechen

De|ta|cheur  〈[–ør] m. 1〉 1 〈Müllerei〉 Maschine zur Auflockerung des Mahlguts 2 〈chem. Reinigung〉 Fachmann für Fleckenentfernung … mehr

♦ Ma|gne|sia  〈f.; –; unz.; Chem.〉 gebrannte ~ Magnesiumoxid, Magenmittel bei Säurevergiftungen, Gleitschutz beim Geräteturnen; Sy Bittererde … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige