Wertvolle Fresken und Wandmalereien an alten Gebäuden wurden in den fünfziger Jahren oft mit Kasein konserviert. Dieses Milcheiweiß galt damals bei Restauratoren als wahres Wundermittel, um die unersetzlichen Kunstwerke zu schützen. Doch durch die Witterungsverhältnisse sind die Kasein-Schichten inzwischen aufgeplatzt und abgeblättert, wobei auch die Farben gelitten haben. Außerdem bildeten sich Schimmel- und Bakterienkulturen. Lange suchten die Denkmalschützer nach Möglichkeiten, das Kasein schonend und umweltfreundlich zu entfernen, ohne die Kunstwerke weiter zu schädigen. Schließlich schlossen sich unter der Federführung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mehrere Institute und Hochschulen zusammen, um das Problem zu lösen. Das Ergebnis ist ein biotechnologisches Verfahren wie das Beseitigen eines Eiweißflecks aus der Wäsche. Prof. Thomas Scheper, Universität Hannover: „Wir füllen spezielle Kunststoff- Kissen mit Wasser und tragen auf die Kissenoberfläche bestimmte Enzyme auf. Die Kissen werden dann auf die Wandmalereien gedrückt und wirken eine Zeitlang ein.” Die Enzyme lösen das Kasein auf, die Reststoffe werden mit dem Wasser vom Kissen aufgesaugt.
Hans Groth