Was als Abluft aus einer Lakkierstraße, einer Chemieanlage oder einer Mülldeponie kommt, verdient die Bezeichnung „Luft” oft nur eingeschränkt. Lösungsmittelreste und andere Beimengungen zwingen den Betreiber zur kostspieligen „Nachbehandlung”: Giftige Abgase werden meist aufgeheizt, bei mehreren hundert Grad Celsius durch einen Brenner gejagt und durch einen nachgeschalteten Katalysator vollends entschärft.
„Mit unserem Plasmafaß geht das deutlich unaufwendiger”, versichern Dr. Mathias Kaiser und Dr. Helfried Urban vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) nahe Karlsruhe. Zusammen mit der Universität Stuttgart und der Firma Muegge Electronic bauten sie ein Aluminium-Faß mit elliptischem Querschnitt, das es in sich hat: Im einen Brennpunkt des Ellipsoids erzeugt eine Antenne starke Mikrowellenfelder, die durch Reflexion auf ein Rohr im zweiten Brennpunkt konzentriert werden und dort ein Plasma erzeugen – einen reaktiven Mix aus Elektronen, Ionen und elektrisch neutralen Teilchen. Durch das Rohr strömt Schadstoff-beladenes Gas – und wird von dem Plasma in unschädliche kleine Bruchstücke zerlegt. „Wir haben das bisher an drei Schadstoffen getestet, darunter am Lösungsmittel Trichlorethen, und durchschlagenden Erfolg bei der Zerstörung dieser Stoffe erzielt”, freut sich Urban. Bisher krankte die Plasmatechnik daran, daß ein Hochvakuum und dementsprechend dickwandige Behälter mit komplexen Schleusen nötig waren, um das Plasma zu erzeugen. Das neue Verfahren ist günstiger, weil der größte Teil der Vakuumtechnik entfällt.
Hans Groth