Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

„Wir müssen ein Global Player werden“

Allgemein

„Wir müssen ein Global Player werden“

bild der wissenschaft: Prof. Tümmers, Sie wurden im September 2000 als Präsident einer privaten Hochschule berufen, die bisher offenbar recht erfolglos war. Die Hälfte der 150 Studienplätze sind leer geblieben. Sind Sie jetzt der Retter in höchster Not?

Tümmers: Das SIMT ist alles andere als ein Mißerfolg. Eine Privatuniversität, die als eigenständige Einrichtung und nicht als Ableger einer etablierten Universität gegründet wird, braucht etwas Zeit, um sich am Markt zu behaupten. Hinzu kommt, daß wir unsere Studenten nicht regional rekrutieren, sondern weltweit, insbesondere in Asien und Südamerika. Und bis unser Ruf wie Donnerhall durch die Straßenschluchten von Buenos Aires und Shanghai braust, bedarf es halt einiger Zeit.

bdw: Was wurde denn bisher erreicht?

Tümmers: Das Konzept wurde unter Beteiligung der Universitäten Hohenheim, Stuttgart und Tübingen entwickelt, Personal wurde eingestellt, mit der Werbung begonnen und nicht zuletzt ein Neubau mit einem Finanzvolumen von 16 Millionen Mark in der Rekordzeit von nur neun Monaten errichtet. Schließlich konnten fünf eigene Professoren aus fünf verschiedenen Ländern berufen und mehrere Professoren der drei kooperierenden Universitäten in das Lehrprogramm eingebunden werden. Mit unserer Professorenschaft brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken, auch nicht vor den renommiertesten Management-Schools der Welt.

bdw: Warum gab dann Ihr Vorgänger, Prof. Keith Maunders, den Job nach nur zwei Jahren vorzeitig auf?

Anzeige

Tümmers: Da müssen Sie ihn selbst fragen. Ich möchte an der Arbeit meines Vorgängers keine Kritik äußern. Ich glaube aber, daß auf der Kommunikationsebene große Schwierigkeiten bestanden. Damit sind nicht nur die Beziehungen zur Presse gemeint oder die anfangs etwas verunglückte Internetpräsentation. Existentiell für den Erfolg des SIMT ist die Kommunikation vor Ort, mit den Universitäten, die uns akademisch mittragen, und mit den Unternehmen der Region.

bdw: Herr Leibinger, Chef der Maschinenbaufirma Trumpf und Mitglied des SIMT-Verwaltungsrates, wünschte sich einen Präsidenten, „der voller Energie ist, einen Unruhefaktor, der ständig daran denkt, was man neu oder besser machen kann“. Sind Sie unter dieser Prämisse geholt worden?

Tümmers: Ich nehme an, daß das die wesentlichen Kriterien waren. Ich bin seit über 20 Jahren auf dem Gebiet des internationalen Hochschulmanagements tätig, und – wie ich glaube – mit einigem Erfolg. Ich habe konkrete Vorstellungen davon, wie man eine private Management-Hochschule am Markt weltweit positionieren kann. Ich glaube, daß das SIMT eine Bereicherung der deutschen Hochschullandschaft darstellt.

bdw: Was ist am SIMT so besonders?

Tümmers: Die Lehre erfolgt in kleinen Seminargruppen, weitgehend nach angelsächsischen Methoden, also interaktiv und auf Fallstudien aufgebaut. Unterrichtssprache ist Englisch. Das SIMT ist international, sowohl was den Lehrkörper als auch was die Studenten betrifft. Die wirtschaftswissenschaftlichen MBA(Master of Business Administration)-Kurse sind anwendungsbezogen und auf hohem wissenschaftlichen Niveau. Schließlich richten wir unsere Lehr- und Forschungstätigkeit auf die Bedürfnisse derjenigen aus, für die wir ausbilden. Dies ist nicht der traditionelle Bildungsauftrag der deutschen Universitäten, die vor allem der Wissenschaft verpflichtet sind und ihre Studiengänge nicht auf spezifische Anwendungen fokussieren.

bdw: Auch die staatlichen Universitäten versuchen mittlerweile das Studium anwendungsbezogener zu machen.

Tümmers: Die Frage ist, wie weit dies gehen kann. Anwendungsbezug heißt, daß die Bedürfnisse der Praxis bereits bei der Konzeption des Studiengangs, der Auswahl der Lehrinhalte und den Forschungsschwerpunkten berücksichtigt werden. Dabei stoßen die Universitäten schnell an die Grenzen ihres Selbstverständnisses, wenn sie nicht zu Fachhochschulen werden wollen.

bdw: Was unterscheidet denn das SIMT von den Fachhochschulen?

Tümmers: Die starke Verankerung in der Forschung, die für uns bei aller Praxisorientierung ein Grundprinzip darstellt. Denn wir müssen als wissenschaftliche Hochschule unsere „excellence“ permanent durch herausragende Leistungen in Lehre und Forschung unter Beweis stellen. Deshalb ist für uns auch die Zusammenarbeit mit den Universitäten so wichtig. Wir haben derzeit 5 hauptamtliche Professoren, mittelfristig werden es 15 sein. Aber auch dann werden wir die kritische Größe für den globalen Wettbewerb noch nicht erreicht haben. In strategischer Partnerschaft mit den Universitäten haben wir sie jedoch. Wenn ich im übrigen sage, daß wir ein „Global Player“ werden müssen, ist dies nicht Zeugnis von Selbstüberschätzung, sondern schlicht der Hinweis auf die Tatsache, daß wir unsere Studenten, die später weltweit beruflich tätig sein werden, auch weltweit rekrutieren.

bdw: Meinen Sie, daß Sie mit den Top-Einrichtungen wie Harvard auf gleiche Ebene kommen?

Tümmers: Ich bin kein Träumer, sondern bei allem Enthusiasmus auch Realist. Ich weiß sehr wohl, daß wir Harvard nicht einholen können, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Harvard, wie die anderen Top-Management-Schools Amerikas, gibt es bereits seit Generationen – uns erst seit zwei Jahren. Das weltweite Ranking der 10 bis 20 Top-Universitäten wird auch in den nächsten 20 Jahren in etwa stabil bleiben. Aber es gibt außerhalb dieser Gruppe und außerhalb Amerikas eine Reihe von Hochschulen mit international hohem Ansehen, in Europa beispielsweise die Management-Schools in Fontainebleau, London oder Lausanne. Zu dieser Gruppe wird das SIMT in wenigen Jahren gehören.

bdw: Einige Unternehmen fördern das SIMT als Sponsoren und Stipendiengeber. Besteht nicht die Gefahr, daß Sie am Tropf der Unternehmen hängen, denen Sie verpflichtet sind?

Tümmers: Nein, langfristig sind wir nicht davon abhängig, weil wir uns wesentlich aus den Erträgen unseres Kapitalstocks und den Studiengebühren finanzieren. Natürlich hängt der erfolgreiche Start einer privaten Einrichtung von der Beteiligung der Wirtschaft und einer entsprechenden Finanzierung ab. Und wenn wir erfolgreich arbeiten, werden die Unternehmen uns auch in Zukunft unterstützen, indem sie den Studenten Stipendien gewähren, die die Studiengebühren von jährlich 20000 Mark ganz oder teilweise abdecken.

bdw: Das ist ja ein kleines Vermögen!

Tümmers: Aber noch günstig im Vergleich zu den Management-Schools in den USA, die mehr als doppelt so viel kosten. An unserer Partneruniversität Boston-College zahlen Sie 35000 Dollar Studiengebühren im Jahr. Mit 20000 Mark sind wir an der unteren Grenze. Darüber hinaus gewähren wir den besonders guten Studenten Stipendien.

bdw: Können Sie die Studenten aussuchen, oder nehmen Sie jeden, der die formalen Voraussetzungen erfüllt?

Tümmers: Wir nehmen nur die Besten. Das sind Bewerber mit einem guten ersten Hochschulabschluß und einem überdurchschnittlich guten Resultat beim Graduate Management Admission Test. Gefordert sind mindestens 500 Punkte, der Durchschnitt unserer Studenten liegt aber bei 620 Punkten. Wir bekommen also hervorragende Studenten, die auch exzellente Absolventen sein werden. Das wird sich bald unter den Interessenten herumsprechen und die Zahl der Bewerber – und damit deren Niveau – weiter anheben.

Professor Hans J. Tümmers ist Präsident und wissenschaftlicher Direktor des „Stuttgart Institute of Management and Technology“ (SIMT). Das SIMT ist eine staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule in privater Trägerschaft. Sie bietet Aufbaustudiengänge mit international anerkannten Abschlüssen – wie den Master – an. Tümmers gründete bereits in den siebziger Jahren an der Fachhochschule Reutlingen ein europäisches Studienprogramm für Betriebswirtschaftslehre. 1990 wurde er Europabeauftragter des baden-württembergischen Wirtschaftsministers. Bevor er nach Stuttgart kam, leitete er in Straßburg die französische Wirtschaftsschule „Grande Ecole de Management“.

Bdw community Kontakt Stuttgart Institute of Management and Technology Filderhauptstrasse 155 70599 Stuttgart Tel.: 0711/ 451 00 10 Fax.:0711/ 451 00 145 info@uni-simt.de www.simt.de

Paul Janositz / Hans J. Tümmers

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

In|i|ti|a|ti|ons|ri|tus  〈m.; –, –ri|ten〉 1 〈Soziol.〉 symbol. Handlung, Zeremonie, durch die jmd. in eine Gemeinschaft aufgenommen wird 2 〈bei traditionellen Völkern〉 Ritus bei der Initiation ( … mehr

kap|pen  〈V. t.; hat〉 abschneiden, abhauen, verkürzen (Tau, Mast, Zweig) ● der Hahn kappt die Henne begattet sie … mehr

ab|ge|spact  〈[–spst] Adj.; –er, am –es|ten; umg.; Jugendspr.〉 beeindruckend, außergewöhnlich, leicht verrückt ● die Musik dieser Band ist völlig ~; sie sieht total ~ aus [zu engl. space … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige