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JACOBS krönung

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JACOBS krönung
Die noch keine zehn Jahre alte Jacobs University will bald zu den höchstangesehenen Hochschulen Deutschlands gehören. Wie die Weichen gestellt werden, um dieses Ziel zu erreichen, erläutert Präsident Joachim Treusch. Joachim Treusch ist Präsident der Jacobs University Bremen, die bis Januar 2007 International University Bremen hieß. Von 1990 bis 2006 war der Physikprofessor (Jahrgang 1940) Vorstands-Chef des Forschungszentrums Jülich. Höchste Anerkennung erwarb der gebürtige Hesse auch durch seine vielfältigen Anstöße, Wissenschaft in die Öffentlichkeit zu tragen.

bild der wissenschaft: Warum sollte ein begabter Mensch an der Jacobs University studieren, Herr Professor Treusch?

Treusch: Aus mindestens drei Gründen. Bei uns kommen auf einen Universitätslehrer lediglich elf Studierende, bei staatlichen Universitäten 60. Weiter hat ein Student bei uns eine 95-prozentige Erfolgschance, nach drei Jahren seinen Bachelor zu erhalten. Bei staatlichen Universitäten ist die Erfolgsquote deutlich schlechter. Drittens kommt sogar die anspruchsvolle Bewerberauswahl den Studenten zugute: Wer angenommen wird, weiß, dass die anderen Studenten ebenfalls ehrgeizige, kluge Köpfe sind.

bdw: Diese drei Merkmale zeichnen aber auch andere Privatuniversitäten aus.

Treusch: Unter den Privatuniversitäten in Deutschland sind wir die Einzige, die ein breites Fächerspektrum anbietet. Dadurch sind wir attraktiv für junge Menschen, die von einer Schmalspurausbildung nichts halten. Und noch wichtiger ist: Weltweit sind wir die einzige Universität, die zu 75 Prozent von ausländischen Studenten besucht wird und die sowohl Bachelor, Master als auch einen PhD- Abschluss anbietet.

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bdw: 75 Prozent ausländische Studenten heißt doch, dass die Vorzüge der Jacobs University unter Deutschen weitgehend unbekannt sind. Oder scheuen die Deutschen die hohen Studiengebühren?

Treusch: Wenn wir nur ans Geldverdienen denken würden, hätten wir mehr Deutsche! Wir haben im Gegenteil bewusst entschieden: Wir wollen nicht mehr als 25 Prozent Deutsche. Wir wollen von den weiteren 90 Nationen, die bei uns studieren, aber auch nicht mehr als 15 Prozent Studenten derselben Nation. Durch diese Regelung schaffen wir eine weltweit einzigartige universitäre Internationalität.

bdw: Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Studenten aus?

Treusch: Eine wichtige Rolle spielt der in den USA entwickelte Student Assessment Test. Er besteht aus drei Teilen – einem mathematischen und einem sprachlichen Test sowie einer Prüfung des kritischen Leseverständnisses –, in denen jeweils 800 Punkte erreicht werden können, maximal also 2400. Wir sind so ehrgeizig, von unseren Bewerbern knapp 2000 Punkte zu verlangen. Die Messlatte liegt damit vergleichbar hoch wie bei den berühmten US-Universitäten der Ivy-League.

bdw: Welche Rolle spielt der Test im gesamten Auswahlverfahren?

Treusch: Er ist die Grundvoraussetzung dafür, dass man überhaupt in die engere Auswahl kommt. Doch bei der endgültigen Zulassung zählt er nur 20 Prozent.

bdw: Woher kommen die übrigen 80 Prozent?

Treusch: Das Schulabschlusszeugnis sowie die beiden erforderlichen Empfehlungsschreiben der Schule zählen zusammen 40 Prozent. Beides wird sehr genau angeschaut. Die restlichen Punkte resultieren aus dem TOEFL-Sprachtest, einem Essay und dem Persönlichkeitsprofil des Studienbewerbers, wobei wir insbesondere die Motivation und das soziale Engagement sorgfältig prüfen. Auch der generelle Stil und Aufbau der Bewerbung spielen natürlich eine Rolle.

bdw: Sie erheben den Anspruch, die führende Privatuniversität in Deutschland zu sein. Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

Treusch: Zunächst einmal haben wir den Vorteil, dass unsere Ausbildung gänzlich auf Englisch abläuft und wir unsere Studierenden unter den Besten aus aller Welt auswählen. Unser breites Fächerspektrum ermöglicht es uns zudem, in allen Studiengängen und in unserer Forschung interdisziplinär zu arbeiten. Die Forschungsbedingungen sind exzellent, und wir sind stolz, dass wir als erste Privatuni in der Exzellenzinitiative des Bundes erfolgreich waren und nun in Kooperation mit der Uni Bremen in den Sozialwissenschaften eine internationale Graduiertenschule aufbauen. Dies unterstreicht unseren Anspruch, uns nicht nur mit den privaten, sondern auch mit sehr guten staatlichen Universitäten zu messen. Deutschlandweit einmalig an unserem Ausbildungskonzept ist natürlich auch, dass unsere Studenten hier in Bremen eine intensive Begegnung mit Kommilitonen aller Kontinente haben und so hervorragend auf Führungsaufgaben in einer globalisierten Welt vorbereitet werden.

bdw: Sie rangeln also mit den neu kreierten Eliteuniversitäten um die besten Studierenden?

Treusch: Diesen Anspruch haben wir! Wenn der Spirit stimmt, kann man auch mit weniger Mitteln viel erreichen. Natürlich werden wir nie in allen Fächern vorne mit dabei sein. Wir werden nie einen großen Papyrologen hervorbringen. Doch in den Bereichen, die wir bedienen, bieten wir schon jetzt Absolventen, nach denen sich die Wirtschaft die Finger leckt.

bdw: Wer in Deutschland Professor wird, freut sich nicht zuletzt über die garantierten Einkünfte. Die können Sie als Privatuniversität nicht bieten.

Treusch: Ich bin mir darüber im Klaren, dass wir etablierte Universitätsprofessoren mit C4-Gehalt und Pensionsberechtigung nicht von einer staatlichen Universität loseisen können, um bei uns mit einem Zeitvertrag zu arbeiten – auch wenn der immerhin auf sieben Jahre ausgestellt ist. Dennoch: Unsere hohe Dynamik, die große Flexibilität und das weitgehende Fehlen von Bürokratie ziehen viele gute Hochschullehrer an. Und über solche, die wieder gehen, weil ihnen unsere Dynamik zu groß ist, sind wir nicht traurig.

bdw: Ihre Universität erfreute sich in jüngerer Zeit diverser Großspenden. Der 1936 in Bremen geborene frühere Kaffeegroßröster und Wahlschweizer Klaus J. Jacobs sorgte 2006 mit 200 Millionen Euro für den Coup. 2007 kam die Arbeitgebervereinigung Nordmetall mit 10 Millionen dazu. Wer so viel Geld in eine private Universität steckt, scheint mit der Absolventen-Qualität von staatlichen Universitäten nicht zufrieden zu sein.

Treusch: Unsere staatlichen Universitäten liefern durchaus Spitzenkräfte, die gebraucht werden. Immerhin gibt es seit 1985 zehn Physiknobelpreisträger, die ihren Universitätsabschluss in Deutschland gemacht haben. Was uns auszeichnet, ist aber zweifellos die hohe Motivation und Qualität der ausgewählten Studenten in der Breite und die intensive individuelle Förderung und Betreuung unserer Studierenden. Auch bei der Entwicklung neuer Ausbildungsgänge sind wir aufgrund unserer großen Flexibilität gegenüber staatlichen Universitäten im Vorteil. Wer erfolgreich Welthandel betreiben will, braucht beispielsweise gut ausgebildete Mitarbeiter mit höchsten Bildungsabschlüssen. Doch internationale Logistik wird an staatlichen Hochschulen kaum angeboten. Mich wundert es daher nicht, wenn Unternehmerpersönlichkeiten und Unternehmen Mittel an uns vergeben, um entsprechende Ausbildungsgänge aufzubauen.

bdw: Wie zu hören ist, fühlen sich die Studenten auf dem Campus ausgesprochen wohl. Die Umgangssprache Englisch macht keinem Probleme. Wie häufig passiert es, dass ein ausländischer Student bei der Jacobs University seine Ausbildung abschließt, Land und Leute in Deutschland aber nicht richtig kennengelernt hat, weil er Deutsch ja gar nicht brauchte?

Treusch: Nach Selbsteinschätzung glauben drei Viertel unserer Studenten, gut deutsch zu sprechen. Dies ist nach meiner Wahrnehmung etwas übertrieben. Wir versuchen, die Situation kontinuierlich zu verbessern. So darf an der Jacobs University niemand einen Sprachkurs in einer zweiten Sprache belegen, wenn er nicht zuvor deutsch gelernt hat. Des Weiteren bieten wir Exkursionen an, und die Studenten haben viele weitere Möglichkeiten, Deutschland während des Studiums authentisch zu erleben.

bdw: Was Herr Jacobs Ihrer Universität in den nächsten Jahren zukommen lässt, ist mehr als der sprichwörtliche Sechser im Lotto.

Treusch: In der Tat – allein was uns das an Reputation eingebracht hat, ist phänomenal. Die internationale Ausgabe der Financial Times zum Beispiel hat über die 200 Millionen-Euro-Investition auf ihrer Titelseite mit einem Riesenfarbfoto berichtet. Nicht zuletzt dadurch nimmt man uns weltweit zunehmend wahr.

bdw: Blicken Ihre Kollegen Präsidenten und Rektoren an öffentlichen Universitäten mit Neid auf Sie?

Treusch: Das will ich nicht kommentieren. Ich schaue anerkennend auf andere Universitäten. In Frankfurt hat eine Bankierswitwe 30 Millionen Euro locker gemacht – und die Landesregierung legte die gleiche Summe drauf. Oder schauen Sie die TU München an: Deren Präsident Wolfgang Herrmann sammelte mehr als 100 Millionen Euro ein. Ich bin der festen Überzeugung, dass die großzügige Spende von Herrn Jacobs weit über Bremen hinaus ein Signal gesetzt hat: Das Spendenklima für Hochschulen hat sich dadurch bundesweit deutlich verbessert.

Das Interview führte Wolfgang Hess ■

jacobs university bremen

· gegründet 1999

· Studierende im Wintersemester 2007/2008: 1102

· Frauenanteil: 43 Prozent

· Zahl der Professoren: 99

· weitere wissenschaftliche Mitarbeiter: 167

· Etat 2007: 40 Millionen Euro

· Studiengebühren derzeit pro Jahr (Bachelor): 15 000 Euro,

ab dem nächsten Studienjahr: 18 000 Euro

· Studienschwerpunkte: Natur- und Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften

· Weitere Informationen: www.jacobs-university.de

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