Wissenschaftler sind Bösewichte, schüren Ängste und arbeiten mit unseriösen Methoden. Erfolgsautor Michael Crichton („Jurassic Park“) findet es ganz in Ordnung, daß Wissenschaftler in Hollywood-Filmen schlecht wegkommen. „Hollywood kann nicht anders“, erklärte Crichton auf der Jahrestagung der amerikanischen Wissenschaftsorganisation AAAS im kalifornischen Anaheim, „sonst würde keiner mehr ins Kino gehen.“ Statt Sex, Gewalt und Explosionen anzuprangern, sollten Wissenschaftler lieber an ihrer Rolle in der Gesellschaft arbeiten.
Crichton muß es wissen. Als Mediziner und Anthropologe, Produzent und Autor kennt er beide Seiten. „Jede Berufsgruppe bekommt auf der Leinwand ihr Fett weg“, tröstet Crichton. „Anwälte sind skrupellos und Buchhalter langweilig.“ Und Forscher seien eben die bösen Buben, weil Filme oder Bücher die Ängste der Menschen gegenüber neuen Technologien reflektierten. Wenn dabei die Phantasie von der wissenschaftlichen Realität abweiche, so geschehe es aus künstlerischem Gusto. Crichton: „Jurassic Park als wissenschaftlich unkorrekt abzustempeln, ist sinnlos. Wer weiß schon, wie man Dinosaurier züchtet?“
Auch seien die realen Kulissen vor der Kamera zu unspektakulär. „In welchem Labor brodelt und blubbert es wie bei Frankenstein?“ Daher erhält der Wissenschaftler im Kino „forschungsfördernde Maßnahmen“, indem zum Beispiel seine Tochter entführt oder ein Freund ermordet wird.
„Andere Berufe machen sich die Medien zunutze, nur nicht ihre Zunft“, kritisierte Crichton seine Zuhörer. Dabei habe die naturwissenschaftliche Gemeinde schlaue Köpfe mit Witz und Charisma zu bieten. „Sie müßten nur ihren Elfenbeinturm verlassen.“
Michael Crichton / Désirée Karge