Wenn ein nestjunger Kuckuck mit ohrenbetäubendem Geschrei um Futter bettelt, kompensiert er damit, daß sein aufgesperrter Schnabel die Zieheltern nicht besonders beeindruckt. Das fanden US-amerikanische Biologen bei der Untersuchung von Teichrohrsänger-Nestern heraus.
Teichrohrsänger ziehen normalerweise pro Saison vier Junge groß. Die Eltern tragen um so mehr Futter ins Nest, je stärker der visuelle Reiz des Schnabelsperrens und das Piepkonzert der Jungen sind. Der von seinen Eltern eingeschmuggelte Kuckuck wirft kurz nach dem Schlüpfen seine Stiefgeschwister aus dem Nest, um die ungeteilte Zuwendung der Zieheltern zu genießen. Sein Handikap: Sein Schnabel ist so klein, daß er nur zwei seiner geschaßten Geschwister „ersetzen“ kann. Dieses Manko gleicht er aus, indem er so laut schreit wie acht Rohrsängerküken. Damit erreicht der Eindringling, daß die Stiefeltern Futter für vier normale Küken heranschaffen – genug um einen Jungkuckuck satt zu kriegen.
Rüdiger Vaas