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Wir können es – tun wir's auch?

Allgemein

Wir können es – tun wir's auch?
Deutschland ist technologisch auf dem Weg in die Zweite Liga. Ein Wiederaufstieg scheint langfristig nicht in Sicht.

Seit Wochen bestimmen Parteispenden die Schlagzeilen und Nachrichten – ein wichtiges Thema zweifellos, es geht um die Glaubwürdigkeit der Politik. Als im Januar der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands vorgestellt wurde, bekam er bestenfalls Kurzmeldungen in den Medien – viel zu wenig Aufmerksamkeit, denn für die Zukunft Deutschlands ist dieses Thema mindestens ebenso bedeutsam. Die deutschen Medien haben ein Problem mit Wissenschaft und Technik. Zwar tauchen spektakuläre Einzelmeldungen inzwischen häufiger auf den Titelseiten auf, werden Forscher immer wieder zur praktischen Lebenshilfe zitiert – das Verständnis aber, wie Forschung unser Leben, die Wirtschaft und die Gesellschaft beeinflußt, ist eher unterentwickelt. Bei Sachverständigen-Gutachten der Wirtschaft werden ausgiebig Zehntel- Prozentpunkte der Wachstumserwartungen kommentiert – daß Deutschland von der Spitze ins Mittelfeld gerutscht ist, wird kaum zur Kenntnis genommen. Selbst Länder wie Finnland, Korea, Schweden oder die Schweiz tun – gemessen an ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft – mehr für die Forschung. Noch vor zehn Jahren lagen wir auf dem zweiten Platz, hinter den USA und vor Japan. Immerhin ist Deutschland Europameister bei der Zahl neuer Patentanmeldungen. Aber sie konzentrieren sich vorwiegend auf traditionelle Industriezweige wie Auto- und Maschinenbau. Spitzentechniken mit höchsten Wachstumsraten – etwa Telekommunikation und Computer – sind die Domäne anderer Länder. Den Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands haben fünf unabhängige Forschungsinstitute zusammengestellt. Ihr Urteil ist zwiespältig: Die Ausgangsbasis – wie Wissenspotential, Forschungskapazitäten, Produktivität oder Innovationspotential – ist gut. Sorgen aber bereitet die mangelnde Dynamik: Zukunftsinvestitionen lassen zu wünschen übrig, im internationalen Vergleich ist Deutschland auf fast allen Gebieten zurückgefallen. Oder anders: Wir könnten Spitze sein – aber sind wir auch entschlossen genug, das Notwendige zu tun? Daran ändert auch nichts, daß momentan ein bißchen Bewegung entstanden ist. Die Zahl der Patente zieht an, die Umsätze mit neuen, forschungsintensiven Produkten steigen im In- und Ausland. Parallel dazu stockt die Industrie – nach Einsparungen – ihre Forschungsbudgets wieder auf, und auch die Finanzpläne der Bundesregierung sehen mehr Geld vor. Doch selbst wohlwollende Interpretationen bringen nur eines ans Tageslicht: Langfristig verliert Deutschland. Die Konkurrenten im internationalen Wettbewerb laufen uns davon. Sie sind schneller und besser positioniert, sei es bei zukunftsträchtigen Forschungsfeldern oder bei zukunftsentscheidenden Investitionen. Dramatisches Beispiel: die Bildung. Im Gegensatz zu den meisten Industrieländern, die – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – mehr Geld für Bildung und Wissen ausgeben, um in Zukunft besser qualifizierte Arbeitskräfte und Forscher, aber auch besser verdienende Käufer zu haben, fallen in Westdeutschland die Bildungsausgaben. Der Anteil der Bildungsbudgets an öffentlichen Haushalten liegt mit zehn Prozent ein Fünftel niedriger als im Durchschnitt aller OECD-Staaten. Dabei sollte man glauben, es sei bei aufmerksamen Zeitungslesern längst bekannt, daß wir am Beginn einer Informations- und Wissensgesellschaft stehen. Und Bildung ist nun einmal die Voraussetzung für Wissen.

Reiner Korbmann

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