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Schwierige Spurensuche

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Schwierige Spurensuche

„DAS IST EINES DER HEUREKA-ERLEBNISSE, für die ein Wissenschaftler lebt”, freute sich Jonathan Yewdell im Dezember letzten Jahres. Der Spezialist für Virologie und Immunologie vom National Institute for Allergy and Infectious Diseases in Bethesda (USA) hatte bei Grippeviren ein neues Protein entdeckt, mit dem die Viren die menschliche Immunabwehr lahmlegen können. Seit vor 20 Jahren der genetische Code der Grippeviren bekannt war, glaubten die Ärzte, dass die Viren genau zehn Proteine produzieren. Rein zufällig entdeckte Yewdell nun ein elftes Protein, das – so zeigen erste Experimente – die Gefährlichkeit des Virus erheblich erhöht. Denn PB1-F2, so der wissenschaftliche Name, führt genau diejenigen Immunzellen in den Freitod, die dem Menschen bei einer Infektion helfen sollen, die Viren zu vernichten. Die Wissenschaftler wissen bisher wenig über Grippeviren. Bekannt ist, dass die Viren ihr Erbgut und damit ihre äußere Hülle ständig verändern, was dazu führt, dass sie immer wieder dem Immunsystem entkommen und deshalb auch oft auf Impfungen nicht ansprechen. Wenn Grippeviren verschiedener Stämme eine Zelle infizieren, können durch den Austausch von Erbinformation sogar völlig neue Viren entstehen. Außerdem sind Grippeviren Multitalente. Sie können in vielen Spezies leben und zwischen den Wirten hin- und herwechseln. Eines der größten Rätsel ist bislang noch, wie aus einem relativ harmlosen Virusstamm eine tödliche Mikrobe wird. Zum Beispiel 1918: Damals wurden weltweit mindestens 20 Millionen Menschen Opfer einer Grippepandemie. Das Spanische-Grippe-Virus vom Typ H1N1 war eine Chimäre. Es enthielt ein für das Oberflächenprotein Hämagglutinin kodiertes Gen, das vermutlich eine Mischung aus einem Schweine- und einem Humangrippevirus war. Warum das Virus so aggressiv wurde, lässt sich bisher nicht beantworten, weil die ganze Erbinformation des Virus von 1918 noch nicht bekannt ist. 1997 tauchte ein extrem virulenter Stamm in Hong Kong auf. Forscher von der University of Wisconsin machten im Herbst letzten Jahres winzige Veränderungen in dem Gen Pb2 für die Gefährlichkeit des Spanische-Grippe-Virus verantwortlich. Wofür das Virus dieses Gen braucht, weiß man jedoch noch nicht. Auch heute gehört die Grippe zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten. Ähnliches wie 1918 könnte wieder passieren, warnt Joshua Lederberg, Virologe und Nobelpreisträger für Medizin. Er fordert mehr Forschung und bessere Impfstoffe. Wenn in Deutschland eine Pandemie ausbräche und „nur” zehn Prozent der Bevölkerung infiziert würde, hätten wir acht Millionen Kranke. Bei einer Sterberate von einem halben Prozent wären das 40 000 Tote.

Hans Groth

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